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Im deutschen Mittelstand herrscht Pessimismus

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Der Bericht „Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand“ hat erstmals weltweit untersucht, wie kleine und mittlere Unternehmen ihre Zukunftsaussichten angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen einschätzen. Sage, ein Anbieter für Cloud-basierte Unternehmenslösungen, befragte dafür Ende November 2021 mehr als 13.000 Unternehmen in elf Ländern nach ihren Erfahrungen mit der Corona-Pandemie und ihrer Prognose für die kommenden zwölf Monate.

Ein zentrales Ergebnis: Entscheidungsträger deutscher KMU hatten zum Erhebungszeitpunkt wesentlich weniger Vertrauen in den gegenwärtigen Erfolg ihres Unternehmens als Mittelstand in anderen Ländern. Nur gut die Hälfte (52 Prozent) gab sich für den Moment zuversichtlich – deutlich weniger als der weltweite Durchschnitt (65 Prozent). Und für die nächsten zwölf Monate äußerten sich nur 57 Prozent optimistisch. Auch hier lag der weltweite Durchschnitt mit 69 Prozent wesentlich höher.

Diese Prognosen haben sich mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs jedoch deutlich verändert. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist eingebrochen und deutsche Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage mittlerweile um einiges schlechter ein. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des ifo-Instituts: So ist etwa der ifo Geschäftsklimaindex im März von 98,5 Punkten im Februar auf 90,8 Punkte abgestürzt.

Gedämpfte Umsatzprognosen und Zurückhaltung bei Investitionen

Sage hat deutsche Unternehmen im Mittelstand im November auch nach ihren Umsatzerwartungen gefragt: Hier gingen lediglich 39 Prozent der Firmen davon aus, dass ihr Umsatz in den nächsten sechs Monaten steigen wird (weltweit: 49 Prozent). Und fast ein Viertel der deutschen KMU (23 Prozent) rechnete mit einem Rückgang der Einnahmen. Zudem erwarteten nur 38 Prozent, in den nächsten zwölf Monaten mehr in Technologie zu investieren (weltweit: 51 Prozent). 20 Prozent der deutschen KMU gingen gar davon aus, dass ihre Investitionen sinken werden. Weltweit hatten dies nur zwölf Prozent angegeben.

Auch hier zeigen die aktuellen ifo-Analysen, dass hiesige KMU seit Ende Februar Fragen nach Umsatz und Investitionen noch zurückhaltender beantworten und teilweise sogar schwarz sehen: Dies belegt der Einbruch bei den Erwartungen um 13,3 Punkte (Februar: 98,4, März: 85,1). Es handelt sich dabei um einen historischen Rückgang, der das Minus um 11,8 Punkte bei Ausbruch der Corona-Krise im März 2020 sogar noch übertrifft.

Unzufriedenheit mit staatlichen Unterstützungsleistungen im Mittelstand

Durchaus positiv gestimmt waren kleine und mittelständische Unternehmen, als sie im November 2021 nach finanziellen Hürden und deren betrieblicher Auswirkung gefragt wurden. Hier fühlten sich deutsche KMU vergleichsweise wenig beeinträchtigt. Die Tatsache, dass sie aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht wie gewohnt arbeiten können, war mit 32 Prozent das am häufigsten genannte Hindernis. Das entsprach damit in etwa dem weltweiten Durchschnitt (34 Prozent). Dennoch waren deutsche Mittelständler offenbar weniger von Kostensteigerungen betroffen (24 Prozent gegenüber 31 Prozent weltweit). Auch der begrenzte Zugang zu Finanzmitteln wurde nur von elf Prozent genannt (weltweit: 17 Prozent). Und Cashflow-/Liquiditätsprobleme bereiteten lediglich zehn Prozent der Mittelstand-Firmen Probleme (weltweit: 19 Prozent).

Diese Antworten dürften mittlerweile jedoch wesentlich negativer ausfallen. Dies legen die aktuellen Zahlen des Reports „Ukraine-Krieg erschwert Erholung nach Pandemie“ vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung nahe: Vor allem die stark steigenden Energiepreise, aber auch die Folgen anhaltender Lieferengpässe treiben die Inflationsrate 2022 im Basisszenario auf durchschnittlich 6,2 Prozent bzw. 8,2 Prozent im Risikoszenario – mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Finanz- und Geldmarkt. Finanzielle Hürden für kleine Unternehmen und den Mittelstand dürften angesichts dieser Prognosen wieder größer werden. Auch beim Wirtschaftswachstum sind die IMK-Analysten skeptisch: Im Basisszenario rechnen sie für 2022 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1 Prozent. Das Risikoszenario, welchem deutlich höhere Energiepreise zugrunde gelegt sind, geht sogar von einer leichten Rezession aus. Das BIP könnte vor diesem Hintergrund im Schnitt um 0,3 Prozent schrumpfen und Unternehmen bei der geschäftlichen Weiterentwicklung verstärkt auf Unterstützung angewiesen sein.

Auf die Frage nach den finanziellen Faktoren, die in den kommenden zwölf Monaten den größten Einfluss auf ihr Unternehmen haben werden, sind laut Umfrage jedoch für lediglich 18 Prozent der deutschen KMU-Entscheider Finanzspritzen wie Bankdarlehen oder sonstige Zuschüsse von größerer Bedeutung. Im Lichte der IMK-Analysen ist es aber wahrscheinlich, dass dieser Wert im Lauf des Jahres steigen und sich dem weltweiten Durchschnittswert der Studie annähern wird: Global setzt jeder vierte mittelständische Betrieb darauf. Darüber hinaus zeigten sich nur 34 Prozent der deutschen Firmen mit der finanziellen Hilfe seitens der Kommunen zufrieden (weltweit: 40 Prozent). Die Unterstützung durch die Bundesregierung wurde etwas positiver bewertet. Die Zufriedenheit ist aber auch hier mit 39 Prozent ebenfalls geringer als der weltweite Durchschnitt (44 Prozent).

Negative Einschätzung der Personalsituation

Auch bei der Personalsituation überwiegt der Pessimismus. 40 Prozent der KMU in Deutschland verzeichnen seit 2020 einen Personalrückgang (weltweit: 35 Prozent). Und lediglich 39 Prozent rechnen damit, in diesem Jahr wieder mehr Mitarbeiter einzustellen (weltweit: 46 Prozent) – und auch in geringerem Maße als es in anderen Ländern der Fall ist. Im Durchschnitt liegt die erwartete Zunahme der Belegschaft hierzulande bei neun Prozent. Weltweit sind es zwölf Prozent. Damit könnten 2022 rund 421.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland entstehen.

Seit Ende Februar ist dieses Szenario allerdings spürbar unwahrscheinlicher geworden. Denn: Die ohnehin vergleichsweise geringe Einstellungsbereitschaft in Deutschland hat durch den Ukraine-Krieg einen weiteren Dämpfer erhalten: Das ifo Beschäftigungsbarometer fiel im März auf 102,1 Punkte, nach 104,3 Punkten im Februar. Damit ist der aktuelle Wert der niedrigste seit Mai 2021.

Immerhin gab im November mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) in der Umfrage an, widerstandsfähiger sowie besser auf die Überwindung größerer künftiger Hindernisse vorbereitet zu sein als vor der Pandemie. Das liegt vor allem daran, dass viele Firmen in den letzten zwei Jahren entsprechende Anpassungen vorgenommen haben – etwa in Form von Investitionen in neue Technologien.

Nachhaltigkeit gilt im Mittelstand als Zeit- und Kostenfaktor

Für 28 Prozent der deutschen Unternehmen im Mittelstand ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema (weltweit: 37 Prozent). 14 Prozent (weltweit: 17 Prozent) bezeichnen sie sogar als zentralen Aspekt ihrer Geschäftstätigkeit. 27 Prozent verspüren zunehmend Druck seitens ihrer Kunden, die Auswirkungen ihres Geschäfts auf die Umwelt zu verringern. Bei durchschnittlich 22 Prozent geht dieser in zunehmendem Maße von der öffentlichen Hand (Bund, Kommunen) aus. Immer mehr Einfluss haben auch die eigenen Mitarbeiter, die verstärkt Nachhaltigkeitsthemen im Betrieb thematisieren. Bei fast jedem vierten Unternehmen ist das in Deutschland der Fall. Als größte Hürden beim Wandel zu einem nachhaltigen und umweltbewussten Unternehmen gelten in Deutschland der große Zeitaufwand (31 Prozent der Nennungen), die hohen Kosten entsprechender Maßnahmen (28 Prozent) sowie fehlendes Wissen (24 Prozent).

Christoph Stoica, Geschäftsführer der zentraleuropäischen Landesgesellschaften bei Sage, kommentiert: „Mittelständische Unternehmen leisten weltweit einen großen Beitrag zu Wohlstand, Aufschwung und Wachstum. Allerdings stehen sie vor großen Herausforderungen, die auch nach der Corona-Pandemie anhalten werden. Dazu zählen vor allem die steigenden Energiekosten, die Inflation, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zuspitzenden Lieferkettenprobleme sowie weltweite geopolitische Unsicherheiten – und weitere noch nicht absehbare Faktoren. Firmen, die in der Pandemie umfassende Anpassungsmaßnahmen ergriffen haben, sind krisenfester und widerstandsfähiger und damit möglicherweise auch besser in der Lage, die künftigen Herausforderungen zu bewältigen.“

Quelle: LEWIS Communications GmbH

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