Warum Biokrafstoffe nicht für alles Böse in der Welt verantwortlich sind
Berlin – Wieso passen Biokraftstoffe perfekt in das Beuteschema der Empörungskultur, selbst wenn die Fakten dagegen sprechen? Wie kommt es, dass sie für Regenwaldrodungen, Völkervertreibungen und Hunger verantwortlich gemacht werden? OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie sprach mit dem Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx über die Falle der Schuldzuweisung und darüber, warum Biokraftstoffe der perfekte Sündenbock sind.
Publizist Matthias Horx erklärt, wie der Mensch, irregeleitet von Gehirnmechanismen und angetrieben von professioneller Hysterie, blind in der Psychofalle landet: Er konstruiere gerne Kausalitäten, wo gar keine seien. Schuld daran sei die Überlebensstrategie unserer Vorfahren, denn obwohl wir in einer Zivilisation leben, in der die alten Knapphalten und Mängel weitestgehend beseitigt sind, arbeite unser Alarm-Radar unentwegt weiter, sagt Horx. Komplexen Problemen stünden wir größtenteils ohnmächtig gegenüber, daher versuche unser Hirn, durch Schuldzuweisungen einen Verantwortlichen zu finden.
„Die Biokraftstoffbranche ist wahrhaftig nicht die einzige Branche, die unter diesem Schuld-Übertragungs-System leidet“, führt Horx aus. Die Gefahr, die von der pauschalen Schuldzuweisung ausgehe, sei groß: Raste die vermeintliche Kausalität erst einmal ein, so Horx, ließen wir nur noch Informationen an uns heran, die unser Vorurteil bestätigen. Eine sachliche Diskussion finde dann nicht mehr statt. „Wir brauchen als hochtechnische Gesellschaft ein gewisses Grundvertrauen, einen Willen zur Kooperation, zur Problemlösung. Die ständige Empörungs- und Angst-Bereitschaft könnte besonders fatale Nebenwirkungen haben, wenn wir mal wirklich eine Krise erleben“, so Horx. An die vielen „Krisen“ gewöhnt, könne der Mensch eine ernsthafte Bedrohung von einer konstruierten kaum noch unterscheiden.