Steelcase-IPSOS-Studie zeigt: Beim „Kampf um die Besten“ zählen Arbeitsbedingungen
Rosenheim. Sie sind 60, 43, 31 oder 19 Jahre alt und grundverschieden. Dennoch sitzen sie alle im selben Büro und sind damit eine existentielle Herausforderung für Unternehmen: Beim Kampf um die knappe Ressource der besten Mitarbeiter („War for Talents“) müssen sie künftig Berufserfahrenen wie Newcomern attraktive Arbeitsbedingungen bieten.
Steelcase Inc., Weltmarktführer für Büromöbel und innovative Raumlösungen, ist seit Jahrzehnten aktiv in der Forschung tätig. Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut IPSOS* ließ das Unternehmen für eine Studie mehr als 2400 Probanden befragen. Arbeitnehmer in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden gaben Auskunft über ihre Arbeitsgewohnheiten. Das Ergebnis: Die Zukunft liegt im Mehrgenerationen-Büro.
In den kommenden 10 Jahren gehen 50 Millionen Europäer in den Ruhestand, aber nur 20 Millionen rücken nach. Es scheint dringend notwendig, alle Generationen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen unter einen Hut zu bringen: Traditionalisten, geboren zwischen 1928 und 1945, Boomer (1946 bis 1964) sowie die GenerationX (1965 bis 1977) und die GenerationY („Millennials“; 1978 bis 2000).
Was denken sie voneinander? Wie und wo arbeiten sie miteinander? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die aktuelle Steelcase-IPSOS-Studie. Ziel sollte es sein, intelligente Mehrgenerationen-Büros für bessere Kommunikation, ungehinderten Wissenstransfer und mehr produktive Synergien zwischen Alt und Jung zu entwickeln. Denn die meisten Arbeitsplätze sind nicht für das aktuelle und künftige Spektrum an Altersgruppen und Bedürfnissen gemacht.
Die älteren Mitarbeiter (Traditionalisten) legen großen Wert auf klare Hierarchien und einen persönlichen, klar abgegrenzten Arbeitsraum (61 Prozent). Er eignet sich perfekt für Einzelarbeit und symbolisiert berufliche Identität, also den erreichten Status.
*IPSOS ist ein international tätiges Marktforschungsunternehmen, das 1975 gegründet wurde und seit 1999 an der Pariser Börse notiert ist. Bei den teamgeprägten Boomern, die Zusammenarbeit in Gruppenbereichen schätzen, halten lediglich 42 Prozent am eigenen Schreibtisch fest, bei der GenerationX nur noch 35 Prozent. Beide Altersgruppen sind klassische „Teamleader“ und fühlen sich in flachen Hierarchien wohl. Die GenerationX arbeitet auch gern im Home-Office, vor allem aber in ästhetischen, qualitativ hochwertigen Räumlichkeiten. Im Gegensatz zu den funktional orientierten, jungen Kollegen aus der GenerationY: Sie passen sich den bestehenden Hierarchien flexibel an und arbeiten überall gerne an ihrem Rechner, sowie mit anderen zusammen. Ihr Favorit: wechselnde Orte mit informellem Charakter, die von den älteren Kollegen eher abgelehnt werden – offene Räume und „In-Between-Bereiche“ wie Kaffee-Ecken (20 Prozent) oder Terrassen (17 Prozent). Lediglich 27 Prozent der „Millennials“ wünschen sich einen persönlichen Schreibtisch.
Insgesamt 50 Prozent der Boomer fühlt sich am Arbeitsplatz massiv durch Lärm aller Art belästigt. Ein Drittel der jungen Kollegen stört sich dagegen an ungeeigneten Raumtemperaturen, während Geräusche oder Ergonomie keine Rolle spielen. Jeder dritte Kollege aus der GenerationX kann sich wegen mangelnder Rückzugsmöglichkeiten schlecht konzentrieren.
Am liebsten bleiben die Altersgruppen bei der Pflege sozialer Kontakte unter sich. Aber auch das Wettbewerbsdenken ist – speziell innerhalb der GenerationY – stark ausgeprägt. Grundsätzlich sieht sich jede Generation eher zu den jüngeren als zu den älteren Generationen in Konkurrenz. Weder Traditionalisten, noch Boomer oder GenerationX-Mitarbeiter glauben, von Kollegen der GenerationY („ehrgeizig“, „opportunistisch“) lernen zu können. Dagegen wird die GenerationX in den Augen der anderen Altersgruppen als besonders freundlich, kooperativ und effizient wahrgenommen. Boomer gelten zwar als autoritär, aber auch als vorbildhaft und erfahren. Sie geben ihr Know-how an die anderen weiter. Traditionalisten haftet ein recht vages Image im Sinne von „weniger freundlich bzw. kooperativ“ und „weniger ehrgeizig“ an.