Der Spagat zwischen Familie und Beruf ist für viele Frauen in Deutschland noch immer eine Herausforderung: Eine Mutter, die ihren Job aufgibt, um als Hausfrau voll und ganz für ihr Kind da zu sein, wird schnell als altmodisch und nicht emanzipiert abgestempelt. Eine berufstätige Mutter hingegen hat mit anderen Vorurteilen zu kämpfen. Sie gilt als karriereorientiert, und durch ihre häufige Abwesenheit leidet angeblich nicht nur die Entwicklung des Kindes, sondern auch dessen schulische Leistung. Aber ist das tatsächlich so?
In ihrem Papier „Wie viel Mutter braucht das Kind?“ hat die deutsche Konrad- Adenauer-Stiftung (KAS) im Oktober 2015 deutlich gemacht, welche vor allem positiven Auswirkungen die Berufstätigkeit der Mutter auf das Wohlergehen ihres Kindes hat. Das Papier greift Studien aus Nordamerika und verschiedenen europäischen Ländern auf. Allein an Teilstudien aus Deutschland waren 7.000 Familien bzw. 18.000 Personen beteiligt. Ein Fazit der Schrift: Kinder von arbeitenden Frauen verfügen in der Schule meist über mehr Selbstvertrauen und eine höhere Leistungsmotivation. Zudem schaffen sie häufiger den Sprung zum Gymnasium.
„Kinder profitieren nachweislich davon, wenn ihre Mütter arbeiten gehen“, fasst Petra Timm, Arbeitsmarktexpertin vom Personaldienstleister Randstad, zusammen. „Wenn Eltern ein entsprechendes Rollenbild vorleben, verinnerlichen ihre Kinder dies von Beginn an. Denn Vater und Mutter sind immer auch Vor- und Leitbilder.“
So lernen Kinder von Beginn an, dass sich mit Engagement im Leben positive Resultate erzielen lassen. So wie die Eltern täglich arbeiten, um Geld für die Familie mit nach Hause bringen zu können, bekommen Kinder in der Schule für ihre Bemühungen gute Noten.
Laut KAS haben Kinder von berufstätigen Eltern zudem eine realistischere Vorstellung vom Arbeitsalltag, weshalb es ihnen leichter fällt, sich nach der Schule für eine Ausbildung zu entscheiden. Dadurch, dass zum Beispiel eine berufstätige Mutter in Teilzeit arbeitet, lernt ihr Kind von Anfang an, dass zur Arbeit auch die Selbstorganisation gehört. Dass es normal ist, sich manchmal Arbeit mit nach Hause zu nehmen und dass klare Regeln notwendig sind, um Beruf und Privatleben zu managen. Und wenn die Arbeit getan und die Hausaufgaben erledigt sind, bleibt noch immer genug gemeinsame Zeit zum Spielen, Lachen und Reden.
Quelle: TextNetz