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Mit Flüsterbremsen den Schienenlärm halbieren

Berlin – Vor allem von Menschen, die an Güterstrecken wohnen, wird der Lärm der vorbeifahrenden Züge als große Belastung empfunden. Schon heute fühlt sich laut einer Studie des Umweltbundesamtes jeder fünfte Bundesbürger erheblich gestört. Mit gezielten Änderungen an der Fahrzeuginfrastruktur lassen sich schnell Verbesserungen erzielen.

Quellenangabe: "obs/INFRA Dialog Deutschland GmbH"
Quellenangabe: „obs/INFRA Dialog Deutschland GmbH“

Damit die Lebensqualität der Menschen in Deutschland durch Schienenverkehrslärm nicht weiter gestört wird, wollen die Eisenbahnunternehmen den Lärmpegel bis 2020 um zehn Dezibel reduzieren (Vergleichsjahr 2000). Das entspricht einer von den Anwohnern wahrgenommenen Halbierung des Lärms. Neben der Errichtung von Lärmschutzwänden und dem Einbau von schalldichten Fenstern in Wohnhäusern an Bahnstrecken – für dieses Lärmsanierungsprogramm stehen jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung – soll das Problem insbesondere am Fahrzeug selbst bekämpft werden: Hauptquelle für den Lärm sind Güterwaggons, die mit Grauguss-Bremsen ausgestattet sind. Weil der Grauguss die Laufflächen der Räder aufraut, entstehen laute und störende Rollgeräusche.

Abhilfe sollen sogenannte Verbundstoffbremsen (K-Sohle) schaffen. Diese Flüsterbremsen verhindern, dass die Radlaufflächen aufrauen. Der Lärm reduziert sich so um die Hälfte. Schon seit 2001 werden in Deutschland alle neuen Güterwagen mit der K-Sohle ausgestattet, insgesamt kommen für die Umrüstung in Deutschland 183.000 Wagen in Frage. „Ziel ist, dass bis 2020 in Deutschland 80 Prozent aller Güterwagen mit leisen Bremsen unterwegs sind“, erklärt Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), in dem viele der deutschen Schienengüterverkehrsunternehmen organisiert sind.

Der Einbau der K-Sohle ist jedoch verhältnismäßig teuer, weil das komplette Bremsgestänge ausgetauscht werden muss. „Die Umrüstung kostet zwischen 5.000 und 7.000 Euro pro Güterwagen“, so Wolff, „allerdings gibt es einen günstigeren Weg, wenn man stattdessen direkt auf die neue LL-Sohle umrüstet.“ Den Einsatz der LL-Sohle („Low Noise, Low Friction“) hatte der internationale Eisenbahnverband UIC erst vor wenigen Tagen nach zweijähriger Testphase freigegeben. Die LL-Sohle ist eine Weiterentwicklung der K-Sohle und um rund ein Drittel günstiger, weil die Bremssohlen 1:1 ohne technische Änderungen getauscht werden können. Zum Vergleich: Die Gesamtkosten von den insgesamt 183.000 Güterwagen in Deutschland betragen bei einer Umrüstung auf die K-Sohle etwa eine Milliarde Euro, bei einer LL-Sohle wird mit rund 300 Millionen Euro deutlich geringer kalkuliert.

Die Umrüstung auf leisere Bremsen wird von der Bundesregierung finanziell gefördert. Aus den Mitteln für den Lärmschutz an der Schiene stellt der Bund bis 2020 insgesamt 152 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere 152 Millionen Euro sollen in den kommenden acht Jahren aus den Mehreinnahmen durch das neu eingeführte lärmabhängige Trassenpreissystem der DB kommen. Seit dem 1. Juni 2013 zahlen Eisenbahnunternehmen für laute Züge einen Zuschlag von einem Prozent auf den Trassenpreis.

Der VDV hält die Einführung der lärmabhängigen Trassenpreise für die richtige Maßnahme: „Dadurch werden Anreize geschaffen, das Wagenmaterial umzurüsten. Dies führt zu einer raschen und deutlich wahrnehmbaren Lärmreduzierung. Allerdings reicht der jährlich zur Verfügung stehende Betrag nicht aus, um möglichst zeitnah alle Güterwagen umzurüsten“, so Wolff.

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