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Mediengipfel Lech 2013 präsentiert ad-hoc Befragung

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Lech/Innsbruck – Im Rahmen des internationalen Mediengipfels am Arlberg wurden Freitagvormittag die Ergebnisse einer ad-hoc-Befragung vorgestellt, an der über 180 KorrespondentInnen und JournalistInnen, die im Verband der Auslandspresse in Österreich und im Presseclub Concordia organisiert sind, teilgenommen haben. Befragt wurden die MedienvertreterInnen zu aktuellen politischen Fragestellungen in Österreich und Europa bzw. zu den Rahmenbedingungen im heimischen Journalismus. Im Anschluss diskutierten MedienexpertInnen zur wirtschaftlichen Zukunft der Branche.

In den vergangenen Wochen wurde die ad-hoc-Online-Befragung vom Meinungsforschungsinstitut SOFFI durchgeführt, dazu eingeladen wurden etwa 650 MedienvertreterInnen, die im Verband der Auslandspresse in Österreich bzw. im Presseclub Concordia vertreten sind.

Quellenangabe:    pro.media kommunikation
Quellenangabe: pro.media kommunikation

„Die Aktivierung der Mitglieder über Concordia und den Auslandspresseclub war ausgesprochen erfolgreich: Beachtliche 27 Prozent der JournalistInnen meldeten sich spontan zur ad-hoc Befragung und zeichnen somit ein durchaus repräsentatives Stimmungsbild zu aktuellen politischen Themen in Europa, Österreich sowie zu Entwicklungen im eigenen Berufsumfeld – dem Journalismus in Österreich“, betont Dr. Gerhard Wagner, wissenschaftlicher Leiter des SOFFI-Instituts.

Zwtl.: Große Koalition wird als „eher negativ“ für Österreich gesehen

Vor dem Hintergrund der Nationalratswahl 2013 bewerten die JournalistInnen die anstehende Legislaturperiode kritisch. Knapp 60% erwarten keine wesentlichen Impulse für eine Entwicklung der politischen Kultur. Die in Aussicht stehende große Koalition wird mit viel Skepsis betrachtet. Für 65% der Befragten ist die Fortsetzung dieser Regierungsvariante „eher negativ“ für Österreich. Entscheidende Reformen werden mit 51% am ehesten im Bildungsbereich erwartet, am wenigsten glaubt man an Impulse im Bereich der Verfassungsreform. Das Bild von Österreich im Ausland wird mehrheitlich als stabil gewertet, rund 52% sehen hier keine wesentlichen Veränderungen in den vergangenen Jahren.

Zwtl.: Knapp die Hälfte glaubt, dass sich Arbeitslosigkeit in Europa weiter verschärfen wird

Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation in Europa zeigt sich ein mehrheitlich optimistisches Bild. 55% der MedienvertreterInnen in Österreich glauben an eine wirtschaftliche Konsolidierung, wobei gleichzeitig 47% der Befragten die Ansicht vertreten, dass sich das Problem der Arbeitslosigkeit in der EU weiter verschärfen wird. Nur 14% sehen in diesem Bereich eine mögliche Entspannung.

Zwtl.: Über 60% erwarten künftig schlechtere Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus

Die Qualität der heimischen politischen Berichterstattung wird von den JournalistInnen selbst kritisch analysiert. Rund 48% geben den PolitikjournalistInnen in ihrer Rolle als Kontrollinstanz das Prädikat „mittelmäßig“. Mit den aktuellen Arbeitsbedingungen zeigen sich die in Österreich stationierten AuslandskorrespondentInnen bzw. österreichischen JournalistInnen mit über 60% mehrheitlich „sehr zufrieden“ bzw. „zufrieden“. In die Zukunft projiziert erwarten aber 61% der JournalistInnen eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus. Folgerichtig glaubt auch die Mehrheit (52%), dass angesichts der wirtschaftlichen Krise von Leitmedien, die Qualität des politischen Journalismus leiden werde.

Zwtl.: Auslaufmodell Journalismus?

Im Anschluss an die Studienpräsentation diskutierten unter der Leitung von Astrid Zimmermann (Presseclub Concordia) MedienexpertInnen zur Zukunft der Branche. Josef Propst, ehemaliger Verlagsgeschäftsführer bei der Axel Springer AG, sieht den Journalismus in der Zwickmühle: „Wir leben im Spannungsfeld zwischen publizistischem Anspruch und wirtschaftlicher Realität.“ Das Geschäftsmodell Tageszeitung sei im Begriff zu zerbrechen. Dem Abgesang widerspricht NZZ-Chefredakteur Markus Spillmann: „Die Antwort ist, guten Journalismus zu machen, egal auf welchem Trägermedium.“ Der Schweizer ist überzeugt, dass man mit Journalismus Geld verdienen kann, während Propst sagt, dass es nie der Journalismus war, der den Verlagen Geld gebracht habe, sondern der Marktplatz Zeitung.

Publizist Michael Fleischhacker warnt wiederum vor vermeintlich einfachen Lösungen: „Es reicht nicht, einfach nur das Printprodukt online zu stellen.“ Er glaubt nicht, dass eine Vergebührung der bestehenden Onlineangebote der Verlage funktionieren wird. Daniela Kraus, Co-Herausgeberin der Studie Journalistenreport IV, plädiert dafür, in die Zukunft zu blicken: „Wir müssen nicht über die Rettung des alten Geschäftsmodells reden, sondern über die Möglichkeiten neuer Modelle.“ Die vermeintliche Krise des Journalismus bezeichnet sie als Auseinanderbrechen eines Geschäftsmodells des 19. und ausgehenden 20. Jahrhunderts. Das Fazit der Diskussion: Die Branche wird auch weiterhin vorrangig mit sich selbst beschäftigt sein. Ob es für die einzelnen Player gut ausgehen wird, darüber entscheide letztlich ihre Bereitschaft, Journalismus neu zu denken.

Quelle: ots

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