Hygienestandards mit antimikrobiell wirksamen Kupferinstallationen erweitern
Düsseldorf – Die weltweite Zunahme an nosokomialen Infektionen gilt gleichermaßen als medizinisches, soziales und ökonomisches Problem. Es müssen daher dringend neue Strategien im Hygienemanagement entwickelt werden. Ein vielversprechender Ansatz ist die ergänzende Nutzung antimikrobieller Werkstoffe an den Hot Spots des Infektionsgeschehens. Praktische Umsetzungsmaßnahmen im Patientenumfeld zeigte das Deutsche Kupferinstitut an seinem Messestand und stellte als Teilnehmer der MEDICA EDUCATION CONFERENCE internationale Studienergebnisse aus Labor und Klinik vor. Vertiefung fand die Fragestellung zum Einsatz massiver Kupferbauteile in einem MEDICA-Workshop der International Copper Association.
Weltweit setzen immer mehr Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen auf die Nutzung antimikrobieller Kupferlegierungen als Ergänzung der Standard-Hygienemaßnahmen. Welche innovativen Lösungsansätze in der Praxis möglich sind, zeigte das „Kupfer-Hospital“. Am Gemeinschaftsstand des Deutschen Kupferinstituts und der International Copper Association wurden erstmals ein mit Kupferbauteilen ausgestattetes Krankenzimmer, ein Patientenbad sowie ein Schwesternraumgezeigt. Die Besonderheit der räumlichen Inszenierung ermöglichte ein Erleben von medizinisch-pflegerischen Arbeitsabläufen und der damit verbundenen hohen Berührungsfrequenz von Kontaktoberflächen. Ob Bettengriffe, Beistelltische, Infusionsständer, ob Sanitärarmaturen, Lichtschalter, Handläufe, Tür- und Fensterbeschläge oder die PC-Tastatur und das Stethoskop – es gibt vielfältige Möglichkeiten, eine antimikrobiell wirksame Kupfer-Ausstattung kosteneffizient und den Einrichtungsvorgaben entsprechend in das Hygienekonzept von Krankenhäusern und Pflegestätten zu integrieren.
Laborstudien und jüngste erfolgreiche Krankenhausstudien haben gezeigt, dass massives metallisches Kupfer hochwirksame antimikrobielle Eigenschaften besitzt. „Ein besseres Verständnis über den Wirkmechanismus von Kupferoberflächen bildet die Grundlage für den nachhaltigen Einsatz dieses Materials zur Bekämpfung bakterieller Oberflächenkontaminationen als Teil eines Multi-Barriere-Systems gegen pathogene Mikroorganismen im Krankenhaus“, erläuterte PD Dr. Gregor Grass vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München. In seinem Vortrag „Kupfer in der Infektionsprävention – eine Übersicht biomedizinisch relevanter Forschung“ stellte Grass eine Vielzahl an Pathogenen vor, bei denen eine Sensitivität gegenüber Kupfer nachgewiesen werden konnte. „Für den späteren Einsatz in der Praxis ist es vor allem auch wichtig, den zugrunde liegenden Mechanismus der Inaktivierung von Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Hefen) durch den Kontakt mit massiven Kupferoberflächen, dem sogenannten „Contact-Killing“, zu kennen“, so Grass im Rahmen der MEDICA EDUCATION CONFERENCE.
Als weiterer Referent der Hygiene-Session präsentierte Dr. Anton Klassert vom Deutschen Kupferinstitut mehrere internationale klinische Studien zum Einsatz von antimikrobiellem Kupfer. „In verschiedenen Einrichtungen, darunter die Asklepios Klinik Wandsbek/BRD, das SellyOak Hospital/UK, das Kitasato University Hospital/Japan, das Hospital del Cobre/Chile sowie die Primary HealthcareClinic/Südafrika, konnte bestätigt werden, dass der Einsatz von entsprechenden Kupferlegierungen die Keimbelastung auf Oberflächen in einer Größenordnung von 90 % vermindert“, so Klassert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kosten-Nutzen-Frage. „Nach einem Modell des York Health Economics Consortiums amortisieren sich die Umrüstungskosten auf entsprechende Kupferbauteile in infektionskritischen Bereichen in weniger als zwei Monaten: den ca. 120 EUR Bau- und Materialkosten pro zu vermeidender Infektion steht eine Einsparung von rd. 7.000 EUR pro vermiedenem Infektionsfall (Krankenhausverweildauer, Therapiekosten) gegenüber“ rechnete Klassert in seinem Vortrag „Neue Chancen in der Prävention nosokomialer Erkrankungen durch antimikrobielle Wirksamkeit von Kupfer“ an diesem Beispiel vor.
Vertiefung fand das Thema im Antimicrobial Copper Workshop der International Copper Association. In seinem Vortrag „Bacteria, Burden and Bundles – How Copper Surfaces Continuously Enhance Patient Safety“ zeigte Prof. Dr. Michael Schmidt von der Medical University of South Carolina/USA die besondere Bedeutung von Bundle-Strategien zur Minimierung von gefäßkatheterassoziierten Blutstrominfektionen (CLABSI) sowie ventilatorassoziierten Pneumonien (VAP). Schmidt zeigte, wie es gelungen ist, durch die Verwendung von ausgewählten Objekten mit antimikrobiell wirksamer Kupferoberfläche die Rate nosokomialer Infektionen auf Intensivstationen deutlich zu verringern.
Marc Tur, Copper Development Association/UK, schloss mit seinem Beitrag „Antimicrobial Copper: Economics and case studies“ an die Frage der Umsetzung an und zeigte Herausforderungen, die sich für Konstrukteure, Hersteller und Hygieniker bei Umrüstungen verschiedener Bauvolumina – neben ökonomischen Fragen – stellen.
Den materialtechnischen Forschungs- und Entwicklungsstand beschrieb Dr. Harold Michels von der Copper Development Association/USA in seinem Vortrag „Commercialization of Antimicrobial Copper““. Für ihn ist es wichtig, wie man für eine bestimmte Anwendung die am besten geeignete Kupfer-Legierung auswählt und mit dieser effizient arbeitet. Produktentwicklung und Supply-Chain-Management waren weitere Fragen mit Blick auf die steigende Nachfrage aus dem Gesundheitswesen.
Quelle: ots