Zahl der älteren Arbeitslosen höher als in Statistik
Mainz . Die Zahl der Arbeitslosen über 58 Jahre ist nach einem Bericht von Report Mainz höher als in der offiziellen Statistik ausgewiesen. Insgesamt seien rund 450.000 Arbeitnehmer über 58 Jahre erwerbslos und damit rund 50 Prozent mehr als nach Angaben der Bundesregierung, berichtete das SWR-Magazin am Montag unter Berufung auf Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit. Für Oktober seien in der Statistik dagegen nur 302.970 ältere Erwerbslose ausgewiesen gewesen.
Grund für die Lücke sei, dass rund 63.000 Menschen in der entsprechenden Altersgruppe in «arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen» beschäftigt seien – etwa im Bewerbungstraining oder in der Existenzgründungsförderung. Sie stehen damit dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und tauchten in der Arbeitslosenstatistik nicht auf. Hinzu kämen im Oktober 85.960 Langzeitarbeitslose, die wegen vorruhestandsähnlichen Regelungen aus der offiziellen Statistik fielen, hieß es weiter. Der Regelung zufolge gelten über 58-Jährige nicht als Arbeitslose, wenn sie für mindestens zwölf Monate Arbeitslosengeld II bezogen haben, ohne dass ihnen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten worden ist.
Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung, Bert Rürup, plädierte laut Report Mainz dafür, diesen Personenkreis aus der Zahl der registrierten Arbeitslosen herauszurechnen. Gerade wenn die das Renteneintrittsalter hochgehalten werden soll, «ist statistische Ehrlichkeit angezeigt», sagte er.
Kritik an der vorruhestandsähnlichen Regelung übte der Arbeitsmarktexperte am Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ), Martin Brussig. Der entsprechende Paragraf gehöre abgeschafft. «Normalerweise kann ein Vermittler die Arbeitslosigkeit dadurch senken, dass er Arbeitssuchenden Jobangebote unterbreitet. Bei Älteren kann er sie dadurch senken, dass er ihnen keine Jobangebote unterbreitet.»