Studie der Sparda-Bank Berlin: Einzahlungen in Vorsorgeprodukte werden häufig ausgesetzt oder abgebrochen.
Berlin (ots) – Obwohl eine große Mehrheit der Deutschen eine private Altersvorsorge für dringend erforderlich hält, sind die meisten aber nicht zum Konsumverzicht zugunsten der Absicherung ihres Lebensstandards im Alter bereit. Nur die Hälfte kennt zudem die eigenen konkreten Ansprüche aus dem staatlichen Rentensystem. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Sparda-Bank Berlin, für die die Steinbeis-Hochschule mehr als 1.000 Bundesbürger befragt hat. Grund für die mangelnde Bereitschaft zur Vorsorge ist, dass viele durch die Finanzkrise das Vertrauen in Altersvorsorgeprodukte verloren haben. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, die Einzahlung in ein Vorsorgeprodukt ausgesetzt oder sogar abgebrochen zu haben. Vor allem von der Politik fühlen sich die Bundesbürger schlecht über das Thema informiert.
Eberhardt: Verfahren vereinfachen
„Wir setzen bei unserem Rentensystem immer noch auf den schon lange überholten Generationenvertrag“, so Dr. Klaus Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Berlin. „Aber gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung führt das im staatlichen Rentensystem zu gewaltigen Vorsorgelücken und in nicht wenigen Fällen zu Altersarmut. Das ist eine überaus beunruhigende Entwicklung mit gravierenden Folgen in der Zukunft. Es muss dringend zu einem Umdenken kommen.“
In der Pflicht sieht Eberhardt zum einen die Anbieter von Altersvorsorgeprodukten: Sie müssten durch eine klare und nachhaltige Geschäftspolitik das Vertrauen der Kunden zurück gewinnen. „Aber auch die Politik ist gefordert, konsequente Aufklärungsarbeit zu leisten und die Wahrheit über die Rentenerwartungen nicht länger schönzureden.“
Eberhardt fordert zudem die Politik auf, das Verfahren besonders bei der Rieste-Rente zu vereinfachen und attraktiver auszugestalten. „Wenn die Altersvorsorge wie in diesen Tagen durch eine ungeschickte Kommunikation zusätzlich ins Gerede kommt, fördert das nicht gerade das Vertrauen der Bürger.“ In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass in 1,5 Millionen Fällen der Bund insgesamt knapp eine halbe Milliarde Euro an bereits gezahlten Zulagen zurückfordert. Die betroffenen Sparer waren nicht oder nur schlecht darüber informiert worden.
Demografische Entwicklung in Deutschland
Das Thema Altersvorsorge ist seit Jahren intensiv in der Öffentlichkeit präsent. Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt dabei einen wesentlichen Treiber für die private Altersvorsorge dar. Im staatlichen, umlagefinanzierten Rentensystem wird das Verhältnis zwischen den Leistungsempfängern und den Einzahlern zunehmend ungünstiger. Während in der Vergangenheit mehrere Einzahler einen Leistungsempfänger finanzierten, entwickelt sich diese Relation immer mehr hin zu einem eins-zu-eins-Verhältnis. Dies ist vor allem auf die höhere Lebenserwartung der Bürger und die niedrigen Geburtenraten zurückzuführen, welche eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung begünstigen.
Rolle der Politik bei der Aufklärung negativ bewertet
Die Bürger sind sich über die daraus resultierenden Folgen auf ihre Rentenansprüche grundsätzlich im Klaren, haben häufig aber keine detaillierten Kenntnisse über die genauen persönlichen Auswirkungen. Knapp 50 Prozent der Bürger in Westdeutschland und 40 Prozent in Ostdeutschland sind der Ansicht, zum Thema Altersvorsorge gut informiert zu sein. Nur jeweils knapp 10 Prozent stufen ihren Informationsstand als ungenügend oder mangelhaft ein. Frauen bewerten ihren Kenntnisstand dabei grundsätzlich etwas geringer als Männer. Die beste Aufklärungsarbeit wird aus Sicht der Privatpersonen durch die Medien geleistet, am negativsten wird die Rolle der Politik bewertet.
Eigene Rentenansprüche oftmals unbekannt
Während der allgemeine Informationsstand eher positiv eingeschätzt wird, herrscht häufig eine geringe Detailkenntnis vor. Zwar werden die Rentenansprüche oftmals als allgemein nicht ausreichend angesehen und knapp die Hälfte der Deutschen rechnet nicht damit, den Lebensstandard im Alter halten zu können, es kennen dabei aber insgesamt nur rund 50 Prozent ihre konkreten Ansprüche. Diese liegen dabei in Westdeutschland mit etwa 750 Euro (addierte staatliche und private Ansprüche), deutlich höher als in Ostdeutschland (etwa 600 Euro). Vor diesem Hintergrund wird eine zusätzliche private Vorsorge, über alle Einkommensklassen hinweg, mehrheitlich für notwendig erachtet.
Interesse am Thema Altersvorsorge hat nachgelassen
Hierbei muss allerdings angemerkt werden, dass bei etwa 30 Prozent der Bürger in Westdeutschland und sogar 35 Prozent in Ostdeutschland das Interesse am Thema Altersvorsorge nachgelassen hat. Ein möglicher Erklärungsansatz hierfür kann in den erlittenen Vertrauensverlusten vieler Anleger gesehen werden. So geben etwa 50 Prozent an, dass es in der Vergangenheit zu einem Vertrauensverlust in Altersvorsorgeprodukte gekommen ist.
Finanzielle Spielräume werden häufig nicht genutzt
Dieser Vertrauensverlust liefert, in Verbindung mit dem nachgelassenen Interesse, eine mögliche Erklärung dafür, warum aktuell bestehende finanzielle Freiräume nicht zur Altersvorsorge genutzt werden. So geben 40 Prozent der Westdeutschen und 30 Prozent der Ostdeutschen an, aktuell finanzielle Spielräume zu besitzen, welche zur privaten Altersvorsorge genutzt werden könnten. Diese Potentiale werden allerdings von der Bevölkerung nur unzureichend genutzt. Dies wird unter anderem an der geringen Bereitschaft, Lohnerhöhungen in die Altersvorsorge zu investieren, deutlich. Nur 45 Prozent der Bürger in Westdeutschland und sogar nur 35 Prozent in Ostdeutschland können sich eine derartige Verwendung vorstellen.
Sicherheit und Transparenz sind wichtigste Faktoren bei der Produktauswahl
Die bei der Wahl von Altersvorsorgeprodukten wesentlichen Faktoren unterscheiden sich kaum von den Selektionskriterien bei anderen Finanzdienstleistungen. So stehen vor allem ein geringes Risiko der Anlage, geringe Kosten sowie deren Nachvollziehbarkeit im Vordergrund. Daneben wird besonders auf die Möglichkeit der Anpassung auf die individuellen Bedürfnisse geachtet. Dem Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger entsprechend kommt der Chance auf eine überdurchschnittliche Wertentwicklung folglich nur eine untergeordnete Bedeutung zu, auch mögliche steuerliche Förderungen stehen nicht im Fokus der Anleger.
Versicherungen werden häufig zur Vorsorge genutzt
Um die Versorgungslücke im Alter zu schließen, werden von den Deutschen vor allem Versicherungsprodukte und Sparanlagen genutzt. In der konkreten Produktnutzung bestehen jedoch signifikante Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Während sich die klassische Kapitallebensversicherung im ganzen Land einer hohen Beliebtheit erfreut, werden in Westdeutschland private Rentenversicherungen sowie die betriebliche Altersvorsorge bevorzugt. In Ostdeutschland hat hingegen die Riester-Rente eine hervorgehobene Stellung inne. Daneben kommt dem Sparbuch, bei den traditionell sehr sicherheitsorientierten deutschen Anlegern, eine dominierende Bedeutung zu.
Einzahlungen in Vorsorgeprodukte werden häufig ausgesetzt oder abgebrochen
Trotz des Wissens um die Notwendigkeit der privaten Vorsorge und deren grundsätzlich langfristigen Charakters, werden zahlreiche Altersvorsorgeprodukte nicht bis zu ihrem vorgesehenen Fälligkeitstermin bedient. Knapp 25 Prozent der deutschen Bevölkerung haben die Einzahlung in ein Altersvorsorgeprodukt in der Vergangenheit abgebrochen. Darüber hinaus haben etwa 20 Prozent die Einzahlungen in ein solches ausgesetzt, wobei Männer jeweils noch höhere Abbruch- und Aussetzungsquoten aufweisen als Frauen.
Studie
Die Studie „Altersvorsorge in Deutschland – Aktuelle Situation und Herausforderungen – ein Ost-West-Vergleich“ ist eine Untersuchung der Sparda-Bank Berlin und des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin zur Analyse der Trends und Herausforderungen in der Altersvorsorge. Die Untersuchung ist eine repräsentative Befragung von 1.068 Bürgern über 18 Jahren und legt den Fokus auf die zur Altersvorsorge genutzten Produkte, den Informationsstand der Bürger sowie deren Einstellung zu unterschiedlichen themenrelevanten Fragestellungen.
Sparda-Bank Berlin
Die Sparda-Bank Berlin ist die mitgliederstärkste Genossenschaftsbank Deutschlands mit 89 Filialen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die komplette Studie stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bei Interesse schreiben Sie uns bitte eine Mail: presse@sparda-b.de
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/81338/2025782/sparda_bank_berlin_eg/api