Bad Homburg v.d.H. (ots) – Die europäischen Banken schreiben wieder ordentliche Gewinne, der Optimismus kehrt zurück. Die Finanzkrise ist jedoch keineswegs vergessen. Im Gegenteil: Laut einer neuen Studie des Bad Homburger Beratungshauses Eurogroup Consulting bereiten sich viele Banken auf eine Phase unsteter wirtschaftlicher Entwicklung vor.
Vor diesem Hintergrund suchen die Manager in den Geldhäusern nach neuen Hebeln zur Flexibilisierung ihrer Transaktionskosten. Die Vorgaben sind ehrgeizig: „Die Kosten müssen bei Konjunkturschwankungen schnell angepasst werden, gleichzeitig sollen Qualität und Kundenorientierung besser werden“, sagt Heinrich Piermeier, Partner bei der Eurogroup Consulting AG in Bad Homburg v.d.H.
Piermeier und seine Kollegen in Frankreich, Italien, Spanien und weiteren Ländern Europas haben die Branche akribisch analysiert und die Ergebnisse jetzt in einer Studie zusammengefasst.
Verlagerung des Risikos
Demnach setzen rund 70 Prozent der befragten Manager im Processing verstärkt auf transaktionsbezogene Preise in sogenannten Bankfabriken. Auf diese Dienstleister werden sie in den nächsten Jahren immer mehr Backoffice-Tätigkeiten auslagern.
Das Risiko von Konjunkturschwankungen wird sozusagen elegant auf Ditte verlagert. Wird weniger Geschäft gemacht, sinken auch die Transaktionsvolumina. Entsprechend passen sich die Kosten auf Transaktionsbasis in. Eine interne Verarbeitung könnte nicht so schnell reagieren, da die Fixkostenblöcke nicht so schnell beeinflussbar wären.
Spezialisierte Dienstleister liefern den Banken maßgeschneiderte Produkte und technische Lösungen. Dabei werden die Back-Office-Prozesse immer mehr standardisiert. Die Entscheidung darüber, ob und was ausgelagert wird, hängt von den Prozessen ab, um die es jeweils geht. „Tätigkeiten mit direktem Kundenkontakt werden nur selten an Dritte vergeben“, sagt Piermeier. Outsourcing betreffe primär Tätigkeiten, die nicht zum Kernbankengeschäft gehören, so der Experte.
Die Kostenvorteile sind erheblich: Laut Studie können die Skaleneffekte 15 bis 25 Prozent der gesamten Kosten ausmachen. Voraussetzung sei, dass Teams, Standorte und Prozesse zusammengelegt werden.
Äußerst wirksamer Hebel
Auch die Produktivität steigt. Laut Studie stellt das Outsourcing an Bankfabriken einen äußerst wirksamen Hebel zur Steigerung der Produktivität dar. Produktivitätsgewinne von über 30 Prozent seien jedoch nur möglich, wenn spezifische Transaktionsprozesse stark gebündelt werden (rund 80 bis 120 Mitarbeiterkapazitäten) oder eine regionale Mindestgröße von rund 400 Mitarbeiterkapazitäten erreichen. Dies bedeute eine Mindestbündelung von 4 – 5 Transaktionsprozessen je Standort, sagt Piermeier.
Durch die Bündelung von Prozessen können insbesondere Regionalinstitute ihre Eigenständigkeit stärken und ihre Kundennähe behalten. „Kostenflexibilisierung bzw. Kooperation beim Processing ist besser als eine Fusion“, sagt Piermeier. Für Regionalinstitute ist die Identifizierung ihrer Kunden mit ihrer Bank oder Sparkasse ungemein wichtig, „Dies belegen zahlreiche Beispiele aus Österreich, Italien und Spanien“, so Piermeier. Die Kombination von regionalem Branding und überregionaler Prozesskooperation sei ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für Regionalinstitute, so der Experte.
Die Ziele der Manager reichen jedoch weit über Skaleneffekte, Lohnkosten- und Produktivitätsvorteile hinaus. „Bei der weiteren Industrialisierung geht es vor allem um die Steigerung der Servicequalität“, betont Piermeier. Denn: Je mehr Back-Office-Prozesse standardisiert ablaufen, desto eher sei die Einführung von Qualitätskontrollen und -programmen möglich.
Heißes Thema Umsatzsteuer
In ihrer Studie analysieren die Berater nicht nur die Lage der Banken, sondern beschäftigen sich auch intensiv mit der Situation der Bankfabriken. Auch innerhalb dieser Szene sind noch erhebliche Neuerungen zu erwarten. Die großen Bankfabriken haben sich bislang vor allem auf Gewinnung erster Mandanten, Optimierung ihrer Strukturen und Prozesse fokussiert. Künftig werden diese Anbieter sowohl sektoren-, als auch länderübergreifend tätig werden.
Ein Thema brennt den Chefs deutscher Bankfabriken besonders auf den Nägeln. Es ist die Umsatzsteuer. Genauer: In Deutschland sind die Dienstleistungen von Bankfabriken umsatzsteuerpflichtig, in einigen EU-Staaten jedoch nicht. So könnten zum Beispiel Bankfabriken aus Frankreich deutschen Regionalbanken umsatzsteuerfrei Leistungen anbieten, sagt Piermeier. Kein Wunder also, dass die deutschen Anbieter hier Handlungsbedarf sehen. „Eine europäische Lösung muss her“, fordert auch der Berater.
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EGC Eurogroup Consulting zählt zu erfolgreichsten Newcomern im Consulting Business. Mehr als 1200 hoch qualifizierte Mitarbeiter beraten ihre Klienten in 18 Ländern Europa. EGC sieht sich als strategischer Brückenbauer zwischen fachlich-prozessualen Themen und der IT. In Deutschland ist EGC seit 1997 tätig. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bad Homburg v.d.H.
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/64523/2000034/egc_eurogroup_consulting_ag/api