Mikrofinanz auch für konservative Anleger weiter empfehlenswert
München/Essen (ots) – Mikrofinanz bleibt eine attraktive Anlageklasse – trotz Berichten über das tragische Schicksal von Kleinstunternehmern in Indien und Bangladesh. Investitionen müssen allerdings sorgfältig ausgewählt werden. Hiervon ist Michael P. Sommer, Direktor Ausland Nachhaltigkeit der Bank im Bistum Essen, überzeugt.
Lesen Sie dazu das Interview im Magazin DIE STIFTUNG 05/2011 (Auszug):
„Eine Chance, aber kein Allheilmittel gegen Armut“
DIE STIFTUNG: Lange Zeit galten Mikrokredite als empfehlenswertes Alternatives Investment gerade für kleinere Stiftungen. Lässt sich angesichts der jüngsten Entwicklungen diese Ansicht weiter aufrechterhalten?
Michael P. Sommer: Mikrofinanz ist auch künftig absolut empfehlenswert. Wenn wir die derzeitige Situation im Mikrofinanzbereich betrachten, dann ist dieser sehr stabil durch die Krise gekommen. Zwischenzeitlich sind Kundenzahl und Kreditvolumen weiter gestiegen. Auch die aktuelle Diskussion um einzelne Aspekte in der Mikrofinanz ändert daran nichts.
DIE STIFTUNG: Wieso kam denn nun die Mikrofinanz etwas „ins Gerede“?
Sommer: Zur Diskussion hat in erster Linie beigetragen, dass dieses inzwischen sehr komplexe Segment weltweit populärer geworden ist und mittlerweile auch etliche Produkte existieren, in die Anleger investieren können. Mikrofinanzierung wiederum funktioniert aber nur, wenn alle Beteiligten einen gleichermaßen verantwortungsbewussten Umgang damit an den Tag legen. Es stellt sich heute die Frage, ob in einzelnen Märkten die Kommerzialisierung nicht bereits übertrieben wurde. Das passiert sehr schnell, wenn eine Geschäftsbank eine Mikrofinanzinstitution kauft, um ihr Vertriebsnetz zu erweitern, gleichzeitig aber keinen darüber hinaus gehenden Bezug zum Thema Mikrofinanz und seiner gesellschaftlich-sozialen Relevanz hat.
DIE STIFTUNG: Aber zu viel Kommerz kann doch nicht der Grund sein, warum es in jüngster Zeit zu einer ganzen Reihe von Selbstmorden und Suizidversuchen in Indien und Bangladesh kam?
Sommer: In einigen Regionen in diesen Ländern sind einzelne Mikrofinanzinstitutionen zu groß geworden, um die bei Mikrokrediten notwendige Begleitung des Kreditnehmers bewerkstelligen zu können. Das allein ist als Anteil der Mikrofinanz an diesen Vorfällen zu sehen.
Zugleich gab es aber zahlreiche regionale Faktoren. In Andhra Pradesh in Südindien standen Kommunalwahlen vor der Tür, in deren Vorfeld Regionalpolitiker den Menschen beispielsweise erzählten, sie müssten die Mikrokredite nicht zurückzahlen, wenn sie ihre Stimme dem „richtigen“ Kandidaten geben. Außerdem bezahlen dort Lebensversicherungen auch im Falle eines Selbstmordes. Dazu hat die Zentralregierung Geschäftsbanken verpflichtet, einen Teil des Kreditportfolios in Mikrokrediten auszureichen – ohne dass die Banken über die geeignete Kredittechnologie verfügen. Nicht zuletzt sind viele Kunden Bauern, die auf gepachteten Flächen ihre Saat ausbringen und ihre Pacht bereits vor der Ernte abführen müssen. Wir alle haben die Nachrichten über das schlechte Wetter und die damit verbundenen mauen Ernten gelesen oder gehört. Jeder kann sich ausmalen, was dies für die Bauern und deren Existenz bedeutet.
Das vollständige Interview finden Sie in Ausgabe 5/2011 des Magazins DIE STIFTUNG, die heute (14.9.2011) erscheint. Für ein kostenloses Probeheft senden Sie bitte eine E-Mail mit dem Stichwort „Mikrofinanz“ an info@die-stiftung.de .
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/64347/2112295/mikrofinanz-auch-fuer-konservative-anleger-weiter-empfehlenswert-grosses-interview-im-magazin-die/api