Griechenland hinterlässt eine Spur der Verwüstung beim Mittelstand
Athen/München – „Als ich arbeitslos wurde, verloren wir Einkommen, Haus und unsere Sicherheit. Es war wie ein Atombombeneinschlag für uns“, berichtet die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, Sofia Petropoula. „Aber am schlimmsten war es für die Kinder. Es reichte nicht mal mehr für ein Schulbrot.“ Mittlerweile ist jedes dritte Kind aktuell von Armut betroffen.
Eine Arbeitslosenquote von 27 Prozent – die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar bei über 50 Prozent – geschlossene Banken und die hohe Besteuerung, treiben viele griechische Familien zur Verzweiflung. Während die Löhne auf den Stand von 1990 fielen, bleiben die Lebenshaltungskosten vergleichsweise hoch. Gut ausgebildete junge Leute verlassen in Scharen das Land auf der Suche nach einer Zukunft. Der Leiter der SOS-Kinderdörfer George Protopapas: „Familien halten dem Druck nicht mehr Stand und brechen auseinander. Die Vernachlässigung von Kindern und auch Gewalt in Familien nimmt zu, weil die Menschen über lange Zeit unter enormen psychischen Druck stehen“, so Protopapas. „Den Grad der Verzweiflung kann man auch daran erkennen, dass die Selbstmordraten seit 2011 drastisch ansteigen.“ Wissenschaftler der US-amerikanischen Universität von Pennsylvania sprechen hier von einem Anstieg von 36 Prozent der Selbsttötungen seit Beginn der Finanzkrise.
Die SOS-Kinderdörfer haben auf diese dramatischen Entwicklungen reagiert und materielle (Lebensmittel, Kleidung), medizinische Hilfen und psychologische Unterstützung drastisch aufgestockt, um Familien, besonders aber Alleinerziehende mit Kindern zu stärken. „Wir rechnen damit, dass eine weitere Armutswelle auf uns zurollen wird.“, befürchtet der griechische SOS-Direktor. SOS wird deshalb noch zwei weitere Sozialzentren aufbauen und die Zahl damit auf neun erhöhen.
Quelle: ots