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Kfz-Gewerbe: Durchwachsene Bilanz, verhaltene Aussichten

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Berlin – Mit einem blauen Auge davongekommen ist das Kfz-Gewerbe im Autojahr 2012. Gestiegenen Umsätzen im Service und bei Gebrauchtwagen standen deutliche Rückgänge im Neuwagenhandel gegenüber. Insgesamt erreichte das Kfz-Gewerbe mit seinen 37 800 Betrieben im Jahr 2012 ein Umsatzvolumen von 138,5 Milliarden Euro und hat somit den Wert des Vorjahres mit minus 1,6 Prozent knapp verfehlt. Im Jahr 2011 waren es noch 140,7 Milliarden Euro.

Quellenangabe: "obs/Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe"
Quellenangabe: „obs/Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe“

Im Neuwagengeschäft gingen die Umsätze um 8 Prozent auf 54,6 Milliarden Euro zurück (2011: 59,3 Milliarden Euro). „Der Neuwagenhandel hat unter der privaten Nachfrageschwäche gelitten und musste auch der extrem hohen Quote der Hersteller- und der durch die Hersteller veranlassten Händlerzulassungen Tribut zollen“, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), in Berlin. Im Servicegeschäft stieg der Umsatz um 3,2 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro (2011: 29,3 Milliarden Euro). Der Gebrauchtwagenhandel blieb mit 44,2 Milliarden Euro (2011: 41,8 Milliarden Euro) um 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Rendite der Betriebe lag im Händlerdurchschnitt bei etwa 1,4 Prozent und damit um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. „Nach einem kleinen Zwischenhoch im vergangenen Jahr ist die Rendite wieder im Abwärtstrend, weil der Preiskampf im Neuwagengeschäft zum Teil irrationale Züge angenommen hat. Nicht zuletzt durch die hohe Zahl der Kurzzulassungen entsteht beim Handel ein großer Preisdruck sowohl im Neuwagen- als auch im regulären Gebrauchtwagengeschäft“, sagte der ZDK-Präsident. Unter normalen Marktbedingungen sei im Kfz-Gewerbe eine Umsatzrendite zwischen zwei bis vier Prozent erforderlich, um notwendige Investitionen tätigen und Mitarbeiter vernünftig aus- und weiterbilden sowie auch angemessen bezahlen zu können. Für das laufende Jahr sieht der ZDK das Neuwagengeschäft bei unter drei Millionen Einheiten. Service und Gebrauchtwagensektor werden sich nach Ansicht des Verbandes hingegen auf Vorjahresniveau stabilisieren.

Geschäftsklimaindex zeigt Stagnation im Kfz-Gewerbe

Die momentane Situation wird von den Kfz-Betrieben nach wie vor sehr verhalten beurteilt. Im aktuellen ZDK-Geschäftsklimaindex, erhoben von Ende Februar bis Anfang März, verharrt der Wert zur aktuellen Geschäftslage bei 117,7 Punkten auf niedrigem Niveau, und dies seit dem Sommer 2012. Alle drei Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchte, Service) weisen aktuell hohe negative Beurteilungsquoten auf. So bezeichnen 47,1 Prozent der Befragten das derzeitige Neufahrzeuggeschäft als „schlecht“, und auch bei Gebrauchtwagen (30,2 Prozent) und sogar im Werkstattbereich (31,7 Prozent) überwiegt der Pessimismus. Hoffnungsvoll hingegen blicken die Betriebe in den Frühling: So stieg der Index zur erwarteten Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal 2013 von 90,1 auf 114,4 Punkte. In allen drei Geschäftsbereichen geht die deutliche Mehrheit der Befragten von zumindest befriedigenden und damit saisonüblichen Geschäften aus.

Zahl der Auszubildenden stabil

Im Wettbewerb um den Nachwuchs hat sich das Kfz-Gewerbe im Jahr 2012 gut geschlagen. Insgesamt über 90 300 Auszubildende waren zum 31. Dezember 2012 in den 37 800 Betrieben beschäftigt. Damit lag die Zahl fast auf dem Niveau des Vorjahres (rund 90 900 oder minus 0,7 Prozent). Auf der Beliebtheitsskala ganz oben nicht nur im Kfz-Gewerbe, sondern im Handwerk generell bleibt der Ausbildungsberuf zum Kfz-Mechatroniker. So unterschrieben im vergangenen Jahr rund 20 100 Schulabgänger einen solchen Lehrvertrag, das waren lediglich 1,2 Prozent weniger als im Jahr 2011 (20 350). Insgesamt werden zurzeit rund 67 000 junge Menschen in diesem Beruf ausgebildet. Einen positiven Trend verzeichnete der Beruf des Automobilkaufmanns. Mit zirka 4 450 neuen Ausbildungsverträgen wurde im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 3,5 Prozent erreicht (2011: 4 300).

Anzahl der Betriebe und Mitarbeiter leicht gesunken

Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe hat sich, was die Zahl der Betriebsstätten anbelangt, im vergangenen Jahr mit reduzierter Geschwindigkeit fortgesetzt. Zum 31. Dezember 2012 zählte die Branche bundesweit insgesamt 37 800 Kfz-Betriebe, 200 weniger als 2011. Davon waren 17 500 fabrikatsgebundene Betriebe und 20 300 freie Werkstätten. Zum 31. Dezember 2012 beschäftigte das Kfz-Gewerbe insgesamt 453 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in technischen und kaufmännischen Berufen, das sind 2 400 Menschen beziehungsweise 0,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor (2011: 456 000).

Servicegeschäft ist tragende Säule

Das Servicegeschäft erweist sich nach wie vor als tragende Säule des Kfz-Gewerbes. Die 37 800 Kfz-Betriebe wickelten im Jahr 2012 insgesamt 74,3 Millionen Wartungs- und Reparaturaufträge ab, das waren im Durchschnitt 1 966 Kundenaufträge pro Betrieb. Mit einer Quote von durchschnittlich 83 Prozent lag die Auslastung der Werkstätten nur knapp unter dem Niveau des starken Jahres 2011. „Das Durchschnittsalter der Pkw und Kombi in Deutschland ist hoch und liegt aktuell bei 8,7 Jahren“, sagte Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks. Um die individuelle Mobilität sicherzustellen, investierten die Fahrzeughalter im vergangenen Jahr laut DAT-Report 2013 mehr Geld in Verschleißreparaturen: Waren es 2011 noch durchschnittlich 173 Euro pro Fahrzeug, stieg der Aufwand im Jahr 2012 auf durchschnittlich 215 Euro und damit um 24,2 Prozent.

Quote der Hersteller- und Händlerzulassungen ist zu hoch

Das Neuwagengeschäft mit 3,08 Millionen Einheiten wurde im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 61,8 Prozent von den gewerblichen Zulassungen getragen. Etwas mehr als 900 000 Neufahrzeuge und damit fast 30 Prozent wurden auf Hersteller und Händler selbst zugelassen. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hat sich diese Quote auf aktuell 33,2 Prozent weiter erhöht. Die Neuzulassungen sanken im gleichen Zeitraum um 9,6 Prozent gegenüber 2012. Die Besitzumschreibungen von Gebrauchtwagen indes liegen aktuell um zwei Prozent über dem Vorjahr. „Nun zeigt sich, womit wir uns im Handel aktuell herumschlagen müssen – nämlich mit zirka 300 000 Hersteller- und Händlerzulassungen zuviel. Das ist ein zu großer Schluck über den Durst, der dem Handel nun eine beträchtliche Magenverstimmung einträgt“, so Robert Rademacher. Denn so mancher potenzielle Neuwagenkunde entscheide sich stattdessen für eine Kurzzulassung, die ihm als junger Gebrauchtwagen mit hohem Preisabschlag angeboten würde. Das unverantwortliche Aufblähen der Zulassungsstatistik koste Hersteller und Handel viel Geld und führe konsequent in die roten Zahlen, so der ZDK-Präsident. Hier seien die Hersteller aufgerufen, mit nachfrageorientierter Belieferung den Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Dienstwagenbesteuerung darf nicht verschärft werden

Vehement kritisierte Rademacher die Forderung der Grünen, die Pauschalversteuerung der privaten Nutzung von Firmenfahrzeugen zu verschärfen und mit ökologischen Kriterien zu verknüpfen. „Bereits heute haben wir die am CO2-Ausstoß orientierte Kfz-Steuer. Und über die Mineralölsteuer wird der Autofahrer ein zweites Mal zur Kasse gebeten: je höher der Verbrauch, desto teurer das Autofahren. Wer darüber hinaus weitere Verschärfungen fordert, würgt die ohnehin fragile Autokonjunktur weiter ab und gefährdet damit Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sowie im Kfz-Gewerbe“, so der ZDK-Präsident.

Beitragssystem für Rundfunkgebühren überarbeiten

Weitere finanzielle Mehrbelastungen bringe die Neuregelung der Rundfunkbeiträge für die Kfz-Branche. Größere Betriebe mit hohem Fahrzeugbestand seien davon besonders betroffen. Zum Teil gebe es laut ZDK sogar Gebührensteigerungen von über 100 Prozent und mehreren zehntausend Euro. „Die Mehrbelastung der Kfz-Betriebe gerade in den aktuell schwierigen Zeiten kann nicht hingenommen werden“, sagte ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme. Daher fordere der ZDK eine schnellstmögliche Überarbeitung des Beitragssystems. „Der Staatsvertrag ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen durch unsinnige zusätzliche Belastungen behindert und demotiviert“, so Fromme.

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