München
– Neue Konsummuster werden sozialen und nachhaltigen Aspekten gerecht
– „Do it yourself“ (DIY) im Kommen
– Saisonale und regionale Produkte gefragt
Die Europäer setzen auf alternative Konsummuster. 61 Prozent möchten weniger, dafür aber besser konsumieren. 52 Prozent bevorzugen es, nicht zu bezahlen, sondern andere Konsummöglichkeiten zu nutzen. 82 Prozent recherchieren systematisch den niedrigsten Preis. Dies zeigt das Europa Konsumbarometer 2013, eine repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag der Commerz Finanz GmbH. „Mehr als zwei Drittel der Europäer verfügen nicht über ausreichend finanzielle Mittel für Konsumausgaben. Finanzkrise, technologische Entwicklung und steigende Anforderungen an die Nachhaltigkeitseigenschaften von Produkten und Dienstleistungen verändern das Konsumverhalten“, so Dr. Anja Wenk, Bereichleiterin Vertriebsmanagement der Commerz Finanz GmbH. „Immer häufiger verlassen die Verbraucher die klassischen Einkaufswege. Die Europäer passen sich den Gegebenheiten an – auch um Kosten zu sparen und das eigene Budget zu schonen.“ Die neuen Konsummuster haben außerdem eine soziale und nachhaltige Komponente. So sind Gebrauchtwaren und das Teilen selten genutzter Produkte ebenso beliebt wie der Tausch von Waren und Dienstleistungen und Gruppenkäufe in Form von „Powershopping“. Wiederverwertung statt Neukauf, das klassische „Do it yourself“ und die Nutzung über Mieten und Flatrates stehen ebenfalls hoch im Kurs. Auch saisonale und regionale Produkte werden gerne gekauft – am liebsten direkt beim Erzeuger.
Gebrauchtkauf, Teilen und Tauschen, gemeinsames Kaufen als anhaltende Nutzungsmuster
68 Prozent der Europäer sind bereit, künftig Gebrauchtwaren zu kaufen. Durch das Internet wird der Secondhand-Markt für viele Verbraucher zur Selbstverständlichkeit. Das Prinzip der „Shareconomy“ übertragen die Europäer zunehmend auf gemeinsame Anschaffungen. Dies gilt vor allem für selten genutzte Produkte. Neben der Garten- und Heimwerkerausstattung teilen sie vorrangig die Freizeit- und Sportausrüstung und den Pkw. Mehr als jeder Zweite (53 %) ist an Tauschgeschäften interessiert. Tauschbörsen bieten die Möglichkeit, sich mit Dienstleistungen auszuhelfen. 44 Prozent sind bereit, kleine Reparaturen künftig über Tauschkreise oder im privaten Umfeld abzuwickeln. „Das Teilen ist gar nicht neu: Ob Bücher, Ski oder Gartengeräte – auch früher wurde schon ausgiebig geliehen. Neu sind Ausmaß und Qualität. Kaum ein Produkt scheint heute hierfür ungeeignet. Kunden wollen sich häufig nicht mehr langfristig festlegen: samstags mit dem Cabrio in die Stadt und montags mit der Limousine zur Arbeit. So kommt es, dass selbst die heilige Kuh Auto heute geteilt wird“, kommentiert Universitätsprofessor Dr. Tobias Langner, Bergische Universität Wuppertal, Schumpeter School of Business and Economics.
Eine weitere Möglichkeit, das Budget zu schonen, sind Gruppenkäufe. Hier profitieren Verbraucher von besonderen Konditionen. 62 Prozent der Europäer möchten in Zukunft Gruppenkauf-Rabatte im Internet nutzen.
Wiederverwertung und „Do it yourself“ statt Neukauf
Das wachsende Umweltbewusstsein sorgt dafür, dass die Verbraucher Wiederverwertungsmöglichkeiten sondieren, bevor sie neue Produkte ansammeln und damit die Umwelt belasten. 73 Prozent der Europäer können sich vorstellen, in den kommenden Jahren Produkte wiederzuverwerten. Die auf Nachhaltigkeit bedachte Konsumeinstellung führt zu einem neuen „Do-it-yourself-Trend“: Ob aus Qualitäts- und Kostenerwägungen oder aus Umweltaspekten – die Europäer möchten möglichst viele Arbeiten selbst erledigen. Neben dem Kochen (93 %) gilt dies vor allem für Gärtner- und Heimwerkerarbeiten (77 %) sowie kleinere Reparaturen, beispielsweise von Elektrohaushaltsgeräten und Computern (64 %).
Mieten und Flatrates als Alternativen
Auch die Nutzung zur Miete stellt für die Europäer eine interessante Alternative dar. Rund ein Drittel würde die Sportausrüstung (31 %) oder Garten- und Heimwerkergeräte (33 %) mieten. Flatrates sind vor allem für zuvor definierte Vorsorgeleistungen im Bereich der Gesundheit (43 %), Wartungs- und Reparaturleistungen (33 %) und die Fahrzeugnutzung (29 %) interessant.
Saisonales und Regionales sind beliebt
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Marke spielen soziales Engagement des Unternehmens sowie ethisches Verhalten und Umweltaspekte eine entscheidende Rolle. Zudem beabsichtigt etwas mehr als die Hälfte der Europäer, ihr Konsumverhalten in Zukunft an den Nachhaltigkeitskriterien auszurichten (55 %). Dies spiegelt sich in der Vorliebe für saisonale Produkte aus der Region wider (95 %). „Kurze Wege“ zwischen Hersteller und Verbraucher – ohne Zwischenhändler – sind auf dem Vormarsch. 75 Prozent der Europäer wollen in den kommenden Jahren möglichst oft direkt beim Erzeuger kaufen. Durch den Kauf in der Region tragen die Verbraucher aktiv zur wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort bei. Gleichzeitig tun sie ihrer Gesundheit etwas Gutes und schonen ihr Budget.