Diesel-Skandal wirbelt Markt auf
Hamburg – Die internationale Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen. Nicht nur der Diesel-Skandal hat den Automobilmarkt aufgewirbelt, auch wichtige Absatzmärkte wie Brasilien und Russland befinden sich aktuell in einer tiefen Rezession. Sie werden sich laut einer Branchenstudie von Euler Hermes auch 2016 nicht erholen, sondern eine weiterhin sinkende Kaufkraft aufweisen. Der weltweit führende Kreditversicherer erwartet, dass in Russland 2016 nochmals 9% weniger Autos verkauft werden nach einem Rückgang von fast einem Drittel im vergangenen Jahr (-36% in 2015). In Brasilien sinken sie um weitere 7% (nach -24% in 2015). Hinzu kommen neue Partnerschaften mit disruptiven Technologiefirmen, immer höhere Umweltauflagen, neue Technologien, vernetzte Autos, E-Mobilität und die Anforderung einer globalen Präsenz.
„Die geografische Diversifizierung ist für Autobauer ein Muss“, sagte Yann Lacroix, Volkswirt und Branchenexperte Automobil der Euler Hermes Gruppe. „Nur so können sie vom weltweiten Wachstum profitieren. Anderenfalls setzen sie Umsätze und Gewinnmargen aufs Spiel. Höhere Umweltrestriktionen führen zudem zu höheren Investitionen bei Forschung und Entwicklung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie maßgeschneiderte Angebote für jeden Markt entwickeln, günstige Modelle für Märkte wie Indien und SUVs für die USA sowie Mittel- und Oberklassewagen für alle Märkte. Die Premiumangebote werden die Profitabilität der Automobilhersteller dabei erhöhen.“
Automobilzulieferer: Globale Lieferfähigkeit und Innovationskraft als Schlüssel zum Erfolg
Auch für die Automobilzulieferer ist die Sicherstellung einer globalen Lieferfähigkeit neben einer hohen Innovationskraft der Schlüssel zum Erfolg.
„Nur so können sie dem hohen Kostendruck begegnen“, sagte Ulrich Nöthel, Risikovorstand bei Euler Hermes Deutschland. „Sie haben kaum eine Wahl, wenn es darum geht, Autobauern in neue Märkte zu folgen. Größere Unternehmen tun sich mit diesem Schritt oft leichter als sehr kleine Zulieferer, denen es zum Teil noch an Auslandserfahrung oder den notwendigen Strukturen fehlt. Gleichzeitig stehen die Zulieferer vor der Problematik, auch im Ausland eine entsprechend hohe Qualität ihrer Produkte sicherzustellen, was insbesondere durch hohe Stückzahlen ein Risiko ist. Schleicht sich ein Fehler ein, sind gegebenenfalls sogar zahlreiche Automodelle betroffen. Komplexe neue Technologien wie ‚vernetzte Autos‘ oder E-Mobilität stellen sie vor weitere Herausforderungen. Angesichts der hohen Entwicklungskosten wird es in der Zukunft deshalb auch vermehrt zu Kooperationen zwischen einzelnen Zulieferunternehmen kommen.“
Deutscher Automobilmarkt – Automobilproduktion
Die Automobilproduktion in Deutschland bewegt sich auf hohem Niveau mit 5,7 Mio. gefertigten Autos. Die ausfuhrstarken deutschen Autobauer exportieren nach wie vor 80% ihrer Produktion. Trotz des Diesel-Skandals hat Deutschland keinen Rückgang im Exportvolumen hinnehmen müssen. Das Produktionsniveau entspricht wieder dem Vorkrisenniveau.
Neuzulassungen stimmen Branche optimistisch, Automobilmarkt wächst Auch die Neuzulassungen in den wichtigsten globalen Automobilmärkten geben der Branche Hoffnung. Auf die drei wichtigsten Märkte Europa, China und die USA entfallen über 75% der weltweiten Verkäufe:
- Europa verzeichnete +9% mehr Neuzulassungen in 2015 (14 Mio. Autos, allerdings immer noch unter Vorkrisenniveau von damals 16 Mio.); für 2016 prognostiziert Euler Hermes ein weiteres Plus um 3%
- China +7% in 2015 (inkl. Steuerreduktion im September, 21 Mio. Autos), 2016 weitere +7%
- USA + 6% in 2015 (17,8 Mio. neu zugelassene Autos), 2016: +1,5%
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 5,6% Autos mehr zugelassen (3,2 Mio. Autos), für 2016 erwarten die Euler Hermes Volkswirte einen weiteren Zuwachs um +3%. Österreich hat seine Neuzulas-sungen 2015 um 1,7% gesteigert (0,3 Mio. Neuzulassungen) und wird voraussichtlich weitere 2% in 2016 wachsen. Die Schweizer Automobilbranche hat 7,2% zugelegt im vergangenen Jahr (insgesamt 0,3 Mio. Autos). 2016 wird das Wachstum dort etwas geringer ausfallen mit einem Plus von 1%.
Quelle: ots