München/Zürich – Harter Wettbewerb, flaue Konjunktur und eine höhere Risikovorsorge für Kredite haben in Deutschland Erträge und Profitabilität der Banken im Firmenkundengeschäft im ersten Halbjahr 2013 unter Druck gesetzt. Die Erträge im Corporate-Banking-Index der internationalen Managementberatung Bain & Company sanken im Halbjahresvergleich um sieben Prozent – und damit auf ein Niveau wie zuletzt zur Jahreswende 2009/2010. Die Wettbewerbsintensität im deutschen Firmenkundengeschäft nimmt weiter zu.
Fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise zählt das Corporate-Banking zu den attraktivsten und am meisten umkämpften Geschäftsfeldern der Banken in Deutschland. Doch die Anzeichen mehren sich, dass die goldenen Zeiten in dem 25 Milliarden Euro großen Markt vorerst vorbei sind. Der Bain-Corporate-Banking-Index verabschiedete sich im ersten Halbjahr 2013 von seinen zuletzt erreichten Höchstständen. Die Erträge lagen sieben Prozent unter dem Wert des zweiten Halbjahrs 2012. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2012 sanken sie um zwei Prozent. Die Profitabilität blieb neun beziehungsweise drei Prozentpunkte unter den entsprechenden Vorjahreswerten (vgl. Abb. 1).
Ursächlich für die Ertragsschwäche sind die lediglich marginalen Zuwächse bei gleichzeitigem erheblichem Margendruck beim Ankerprodukt Kredit. Seit dem ersten Halbjahr 2012 stagniert das Kreditvolumen bei rund einer Billion Euro. Im Gegensatz zu Südeuropa ist in Deutschland aber zurzeit nicht das Angebot, sondern die Kreditnachfrage der limitierende Faktor. „Es gibt keine Anzeichen für eine Kreditklemme in Deutschland“, betont Walter Sinn, Partner bei Bain & Company und Leiter der Banking-Praxisgruppe im deutschsprachigen Raum. „Vielmehr jagen sich die Banken mit attraktiven Konditionen mittelständische Kunden ab. Und das belastet Erträge und Margen.“
In der Folge sinkt der Zinsüberschuss. Sein Anteil am Gesamtertrag reduzierte sich im ersten Halbjahr 2013 auf 73 Prozent nach 76 Prozent im Gesamtjahr 2012. Die Finanzinstitute können diesen Rückgang bislang nur bedingt durch höhere Provisionsüberschüsse kompensieren. Zugleich schmälert eine höhere Kreditrisikovorsorge die Profitabilität (vgl. Abb. 2). Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2012 stieg diese um 51 Prozent. „Nach den Tiefstständen 2011 und 2012 sehen wir derzeit ein Anziehen bei den Risikokosten“, so Sinn. „Doch im Schnitt liegen diese jetzt mit 40 bis 45 Basispunkten immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt.“
Rückläufige Eigenkapitalrendite seit 2011
Der Margendruck und höhere Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite mindern auch die Eigenkapitalrendite der Banken. Diese sind bereits durch die Kapitalbelastung, die Basel III mit sich bringt, in Mitleidenschaft gezogen. Im ersten Halbjahr 2013 sank die Eigenkapitalrendite vor Steuern im Firmenkundengeschäft auf 18 Prozent nach 20 Prozent im zweiten und gar 24 Prozent im ersten Halbjahr 2012. Bain-Partner und Corporate-Banking-Experte Dr. Jan-Alexander Huber warnt: „Die Eigenkapitalrendite ist seit Anfang 2011 rückläufig und liegt mittlerweile unterhalb der Werte von 2007. Die Banken müssen jetzt handeln, um eine weitere Erosion zu verhindern.“
Viele Banken setzen weiterhin auf diszipliniertes Kostenmanagement. Die Cost-Income-Ratio im Firmenkundengeschäft blieb trotz rückläufiger Erträge im ersten Halbjahr 2013 konstant bei 39 Prozent. Eine derartige Defensivstrategie reicht aber nicht aus. „Der Schlüssel zum Erfolg im Corporate-Banking ist eine starke Kundenbindung“, stellt Huber klar. „Dazu müssen die Banken ihr Angebot besser an den Bedürfnissen der Unternehmen ausrichten und ihren Service ausbauen.“
Zehn Erfolgsfaktoren für das Corporate-Banking
Erst kürzlich hat Bain in der Studie „Corporate-Banking: Der Kampf um den Mittelstand“ zehn Erfolgsfaktoren herausgearbeitet, mit denen sich Banken vom Wettbewerb abheben können. Zentrale Themen sind unter anderem eine integrierte, grenzüberschreitende und ganzheitliche Betreuung von Kunden sowie ein systematisches Vertriebsmanagement. Zu den hieraus erwachsenden Chancen erklärt Bain-Banking-Experte Sinn: „Im Firmenkundengeschäft gibt es unverändert attraktive Ertragspotenziale und eine interessante Profitabilität. Wer sich im Wettbewerb durchsetzen will, muss im Cross-Selling insbesondere in den klassischen Bereichen Transaction-Banking und Internationales Geschäft punkten.“
Quelle: ots