Ein gutes “Branding“ brennt sich ein
Wenn ein Personalverantwortlicher beim Recruiting auf der Suche nach dem passenden Mitarbeiter ist, spielen hierbei allerlei Faktoren eine das Ergebnis beeinflussende Rolle. Inwiefern decken sich die Gehaltsvorstellungen der beiden Parteien? Entsprechen die Hard und Soft Skills den Anforderungen der zu besetzenden Stelle? Besitzt der Bewerber die notwendige Erfahrung, ist er andererseits aber auch noch jung genug, um das nötige Feuer für den Job mitzubringen? Kann die Bewerbung als solche hinsichtlich ihrem Inhalt und der Gestaltung überzeugen? Das alles sind exemplarische Fakten, die nach einer Bewerbungsunterlagen-Auswertung und erstrecht nach dem Vorstellungsgespräch offen auf dem Tisch liegen.
Ebenso wichtig ist der persönliche Eindruck des Recruiters, das Bauchgefühl. Viele Bewerber punkten mit einem adretten und eloquenten Auftreten, um letztlich hiermit dafür zu sorgen, dass sie in der ganz engen Wahl landen. Doch woher weiß der Personalverantwortliche, ob hier ein reelles Bild gezeichnet oder die tatsächliche Sachlage kaschiert wird? Selbst derjenige, der sich in jahrelanger Berufspraxis ein feines Gespür erarbeitet hat, liegt gelegentlich mal falsch, da immer auch eine Portion Glück dazugehört.
Aus diesem Grund ist es ratsam, vorab die Online-Reputation des Bewerbers zu prüfen. In einer Zeit wie der unseren hinterlassen nämlich alle, die im World Wide Web unterwegs sind, mediale Fußabdrücke – ob gewollt oder nicht. Diese wiederum können sehr viel über die entsprechende Person verraten, im Guten wie auch im Schlechten. So kann z.B. der Blogger von gestern schnell zum Bewerber von morgen werden, ohne dass er es ahnt und sich daher in irgendeiner Form zur Räson ruft.
Auch Unternehmen müssen sich bewerben
Was bei der Personalbeschaffung sehr nützlich sein kann, funktioniert aber auch in ganz anderer Hinsicht. Und zwar dann, wenn nicht der Bewerber sich anpreist, sondern das Unternehmen selbst in diese Rolle schlüpft. In Zeiten des demografischen Wandels und aufgrund der Absolventenflaute in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sind Fachkräfte in bestimmten Bereichen rar gesät. Entsprechend tobt ein erbitterter Kampf zwischen den Unternehmen – ein War for Talents, der qualifizierte Mitarbeiter an Land ziehen soll. Um nicht die Waffen strecken zu müssen, sollte ein Unternehmen in solch einem “Krieg” unbedingt all seine (digitalen) Möglichkeiten zur Selbstvermarktung nutzen. Das Zauberwort lautet in diesem Zusammenhang “Employer Branding” (Arbeitgebermarkenbildung).
Doch wie bildet man diese Marke? Kann man sie überhaupt bilden oder muss sie organisch wachsen? Die Antwort lautet: Man kann! Und mehr noch: Eine systematisch erzeugte und strategisch gesteuerte Marke befindet sich am Puls der Zeit und deckt die Bedürfnisse qualifizierter Fachkräfte. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Arbeitgebermarke von allen beteiligten Personen, also Mitarbeitern und Management, engagiert und voller Überzeugung mitgetragen wird.
Eine begehrte Fachkraft wird naturgemäß eine gute Entlohnung erfahren und auf glänzende Karrierechancen blicken können. Doch was kann ein Unternehmen darüber hinaus anbieten, um zum “Employer of Choice” (Arbeitgeber der Wahl) zu werden?
Das muss ein jedes Unternehmen vorab – und ganz grundsätzlich – für sich selbst definieren, indem es seine Stärken herausarbeitet und in der Folge gezielt nach außen transportiert. Wichtig sind hierbei solche Punkte wie: Wofür steht das Unternehmen nachhaltig? Welchen Mehrwert, den andere Unternehmen nicht ins (Schlacht-)Feld führen können, kann es dem Bewerber bieten? Weshalb fühlen sich Mitarbeiter in diesem Unternehmen besonders wohl und warum laufen sie gerade hier zur Bestform auf? Was kann in sozialer Hinsicht über die arbeitnehmerfreundliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinaus noch angeboten werden? Wodurch wird das Unternehmen letztlich tatsächlich unwiderstehlich?
Fachkräftegewinnung durch attraktive Unternehmenskultur
Fragen über Fragen – und alle sollten sie mit Antworten gepaart werden, die ein unverfälschtes Bild des Unternehmens vermitteln und entsprechend auch erlebbar sind. Falsche oder leichtfertige Versprechungen sind hier fehl am Platz. Authentische Einblicke in eine attraktive Unternehmenskultur und gelebte Werte innerhalb des Unternehmens hingegen sind beispielsweise genau das, womit eine kommunizierte Marke Fachkräfte gewinnt.
Arbeitgeber sollten hierbei die Transparenz des digitalen Zeitalters nicht fürchten, sondern nutzen. Positive Erfahrungsberichte von Mitarbeitern sind nicht nur eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda, sondern ebenso als “Online Employer Branding” im Internet bestens aufgehoben, da dieses mit all seinen Instrumenten für jegliche Zielgruppe den passenden Kommunikationskanal bereithält. So zeugen Fotos, Berichte und Image-Filme in den Sozialen Netzwerken von einer zeitgemäßen Ausrichtung und zukunftsorientiertem Denken.
Mit dem steigenden Wohlfühlfaktor im Unternehmen steigen Leistungsbereitschaft, Produktivität und Identifikation. Die Fluktuation dagegen sinkt, wodurch Fachkräfte nicht nur gewonnen, sondern auch auf lange Sicht gebunden werden können. Dies wiederum ermöglicht es, auch die in ferner Zukunft liegenden Unternehmensziele fest im Visier zu haben, da Projektgruppen zusammenwachsen und kontinuierlich an einem Strang gezogen wird. Somit gewinnt das Unternehmen nicht nur einen eingeschworenen Mitarbeiterstamm, nein, auch der einzelne Mitarbeiter zieht das große Los. Gewinner also an allen Fronten…