Köln – das Siegel für fairen Handel wird 25 Jahre alt. In Deutschland steht hinter dem Siegel der Verein TransFair. Hier setzt sich seit dem Gründungsjahr Dieter Overath, verantwortlich für die Geschäftsführung, für den fairen Handel ein. „Wir haben es geschafft, den fairen Handel aus der Nische zu holen. Heute kommt kein Unternehmen am Thema ‚Nachhaltigkeit‘ vorbei“, so Overath. Der Gesamtumsatz mit Fairtrade-Produkten seit 1992 liegt bei über sechs Milliarden Euro. Kleinbauern und Beschäftigte in Ländern des globalen Südens erwirtschafteten rund eine Milliarde Euro Fairtrade-Direkteinnahmen, das heißt Verkaufspreise plus zusätzliche Sozialprämien. Allein 140.000 Tonnen fairer Kaffee, der Fairtrade-Klassiker, wurden in zweieinhalb Dekaden verkauft. Der Erfolg ist kein Grund sich auszuruhen: „In Zeiten volatiler Weltmarktpreise ist der faire Handel mit stabilen, kostendeckenden Preisen aktueller denn je.“ Unter #HandelNeuDenken sammelt TransFair ab heute Ideen für eine Vision des fairen Handels 2025. Diese fließen in den Zukunftskongress am 23. Mai in Berlin ein – zu den Gästen gehören Philosoph Richard David Precht und Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group.
Fairtrade – etablierte Handelsalternative oder noch Nische?
Die Idee der TransFair-Gründungsorganisationen: durch fairere Handelsbedingungen die Lebensbedingungen von Kleinbauern und Plantagenarbeitern verbessern und fair gehandelte Produkte breit verfügbar machen. „Der Erfolg von Fairtrade war nur möglich über das breite zivilgesellschaftliche Engagement und natürlich eine gewisse Hartnäckigkeit. In den Anfangsjahren mussten wir Klinken putzen. Ernst genommen haben uns die wenigsten“, erinnert sich Overath. „Inzwischen hat sich Fairtrade als Handelsalternative im Bewusstsein etabliert. Trotzdem fehlt uns bei vielen Produkten noch die Marktdurchdringung.“ Das älteste Fairtrade-Produkt Kaffee hat einen Marktanteil von drei Prozent. „Vor der Fünf-Prozent-Marke bei Kaffee und zehn Prozent bei Kakao geh ich nicht in den Ruhestand“, so der 62-Jährige. Fairer Kakao liegt bei sechs Prozent Marktanteil. Mehr als 1,6 Mio. Menschen profitieren inzwischen von Verkäufen über den fairen Handel. „Klimawandel, existenzsichernde Einkommen, Wertschöpfung in den Anbauländern – der faire Handel steht weiter vor großen Aufgaben und muss sich diesen globalen Fragen stellen.“
Studie belegt: fairer Handel verändert die Gesellschaft
Immer mehr Verbraucher in Deutschland beziehen in ihre Kaufentscheidung die Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern mit ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Ceval-Instituts im Auftrag von TransFair, Engagement Global, Brot für die Welt, Forum Fairer Handel und Misereor. In allen untersuchten Bereichen -Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und privatem Konsum – gibt es laut Studie einen Trend hin zu verändertem Bewusstsein und Verhalten. Dazu hat der faire Handel mit intensiver Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit beigetragen. Die Studie bestätigt aber auch die Forderung von TransFair: Um fairen Handel entlang globaler Lieferketten durchzusetzen, muss die Politik dringend stärkere Rahmenbedingungen schaffen.
Handel transformieren, aktiv werden, #HandelNeuDenken
Es gibt weiter enorme Herausforderungen, die den fairen Handel nötig machen und denen er sich stellen muss. Fünf Themenbereichen widmet sich TransFair gemeinsam mit Experten aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik am 23. Mai in Berlin im Rahmen des Zukunftskongresses – unter anderem mit Richard David Precht: „Bislang dominiert selbst im Umgang mit den ärmsten Ländern der Eigennutz der reichen Länder. Diese Politik darf keine Zukunft haben, auch nicht im Interesse der Industrieländer selbst, denen ihre eigennützige Politik in Form von Millionen Armuts- und Bürgerkriegsflücht-lingen zurückschlägt“, so der Philosoph, Publizist und Autor. Ab heute sammelt TransFair Ideen und Anregungen für die Entwicklung der Zukunftsvision unter #HandelNeuDenken.
Die Themen des Zukunftskongresses
In fünf verschiedenen Workshops sind Mitwirkende aus den Bereichen Wissenschaft, Praxis, Politik und Medien vertreten und diskutieren zu den folgenden Themen. Zusätzlich bieten wir mit dem „Jugendforum“ jungen Menschen einen Raum um sich zu beteiligen. Moderatoren sind Jörg Thadeusz und Ben Blümel (Jugendforum). Kalkscheune Berlin, Johannisstr. 2, 10117 Berlin, Uhrzeit: 10 – 17 Uhr.
- Klima
- Existenzsicherndes Einkommen
- Entwicklung neuer Märkte
- Fairtrade 2025
- Nische vs. Mainstream
Quelle: ots