Besonders mittelständische Unternehmen aus kleineren Städten und dem ländlichen Raum spüren den aktuellen Fachkräftemangel. Bei der Suche nach Nachwuchskräften sind sie durch den demografischen Wandel und ihre Standorte oft doppelt gebeutelt. Doch mit innovativen Ansätzen über digitale Plattformen und Netzwerke werden auch sie schnell fündig. Zwei Fallbeispiele.
Während Berlin als Hauptstadt ihr Image als Startup-Metropole pflegt, wird in Barleben, nördlich von Magdeburg, richtig angepackt. Mit seinem umfassenden Produkt- und Dienstleistungsportfolio ist beispielsweise das dort ansässige Unternehmen Laempe Mössner Sinto Weltmarktführer für Kernmachereitechnologien in der Gießerei-Industrie. Es gibt mehr als genug zu tun, was gute Perspektiven mit sich bringt – wäre da nur nicht die immer drängendere Frage um die Fachkräfte.
Ohnehin mangelt es vor allem im kleinstädtischen und ländlichen Raum seit Jahren an Nachwuchskräften. Der demografische Wandel verschärft das Problem noch. Mit der Folge, dass Unternehmen wie Laempe Mössner Sinto bei Weitem nicht in dem Maße Ausbildungsplätze und freie Stellen besetzen können, wie sie möchten – und auf geeignete Kandidatinnen und Kandidaten oft monatelang warten müssen.
Erhöhte Sichtbarkeit als Personal-Wegbereiter
Head of HR Jessica Möhring sucht aktuell vor allem junge Nachwuchskräfte – beispielsweise Azubis und Werksstudenten. Obwohl Laempe Mössner Sinto in der Region durchaus bekannt ist, konkurriert die Firma landesweit mit zahlreichen anderen Mittelständlern um die besten Kandidaten. Bisher wurden die Stellen und das Unternehmen noch zu wenig beworben und konnten daher nur eine geringe Sichtbarkeit erzielen.
Doch damit ist jetzt Schluss. Jessica Möhring setzt seit Neuestem auf eine neue Form der Personalsuche – ‚Performance Recruiting‘: „Wir konnten mit Performance Recruiting extrem unsere Reichweite und Sichtbarkeit verbessern. Obwohl wir schon 40 Jahre am Markt sind, fehlte uns die Bekanntheit. Durch diese Optimierung konnten wir final auch unsere offenen Stellen schneller besetzen“. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, findet Möhring: „Innerhalb von vier Wochen konnten 19 qualifizierte Bewerbungen generiert und sowohl Werkstudenten als auch Azubis wenig später eingestellt werden.“
Hinter „Performance Recruiting“-Konzept verbirgt sich nichts Geringeres als eine Umkehr des klassischen Bewerbungsprozesses. Die mit mittlerweile unwirksamen Zeitungsanzeigen und verstaubten Formulierungen, hinein in die neue und vor allem viel besser messbare Welt der sozialen Medien. Und, noch entscheidender, bemühen sich heute nicht länger die Bewerberinnen und Bewerber um die Gunst eines Arbeitgebers, sondern umgekehrt.
Wenn „Performance“ auf „Recruiting“ trifft
Der Begriff „Performance“ leitet sich vom Performance Marketing ab. Performance Marketing ist eine Marketingmethode, bei der durch gezielte Werbung über Google oder Social Media neue Kaufinteressenten gewonnen werden. Wichtige Key-Performance-Indikatoren wie Leads, Reichweite oder Impressionen lassen sich dabei messen und auswerten. Der zweite Teil, das „Recruiting“ beim Performance Recruiting, stammt aus dem Reverse Recruiting: Bei dem Ansatz bewirbt sich die Firma bei den Talenten.
Aus dem Zusammengehen beider Begriffe ist Performance Recruiting entstanden: die strategisch geplante und zugleich messbare Vorstellung des Unternehmens bei den richtigen potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Gerade für mittelständische Firmen, die abseits der großen Städte ihren Sitz haben und damit auf den ersten Blick einen Standortnachteil haben, kann der innovative Recruiting-Ansatz über digitale und soziale Medien eine erfolgversprechende Alternative darstellen.
Targeting erlaubt die gezielte Ansprache potenzieller Nachwuchskräfte
Durch gezieltes Targeting können Unternehmen über soziale Medien mit Kandidatinnen und Kandidaten in Kontakt kommen, die sie selbst sonst nie auf dem Schirm gehabt hätten. Und umgekehrt: Spannende Talente erfahren so von Firmen und deren Produkten sowie von ländlicheren Regionen mit viel Charme und wirtschaftlichem Potenzial, die sie vorher mitunter noch gar nicht kannten.
Etwa auch von Eupen: Die belgische Kleinstadt liegt am Rande des Naturparks Hohes Venn-Eifel etwa 16 Kilometer südlich von Aachen. 20.000 Einwohner leben dort. Manche davon arbeiten bereits für den mittelständischen Polsterhersteller ROM AG. Standortleiter Istvan Vaessen hofft auf weitere Fachkräfte – auch dank einer neuen Suchstrategie: „Vorher haben wir insbesondere viel über Printmedien und Headhunter nach passenden Kandidaten gesucht. Jedoch war die Resonanz oft eher gering. Das Spannende war, dass wir mit Performance Recruiting an Kandidaten herangekommen sind, die wir sonst niemals erreicht hätten.“ Selbst für die anspruchsvolle Position eines Fullstack Entwicklers, eines Programmierprofis, nach dem sich viele Unternehmen derzeit umschauen, wurde ROM schnell fündig: „Durch gezielte Performance-Recruiting-Kampagnen auf Facebook und Instagram konnten wir innerhalb von drei Wochen den passenden Kandidaten finden.“
Künstliche Intelligenz unterstützt die Personalsuche
Den Weg aus der Beschäftigungskrise könnte Künstliche Intelligenz ebnen: Beim gezielten Targeting auf den diversen Social-Media-Plattformen kommt KI ins Spiel. Das Targeting hilft, die Anzeige für einen freien Job an das richtige Publikum auszuspielen. Auf diese Weise können auch Jobs in Eupen oder Barleben viel effektiver und schneller besetzt werden. Mithilfe einer zielgerichteten Gestaltung der Werbeanzeige und Werbetexte sorgt etwa das Hamburger Unternehmen Performance Recruiting GmbH dafür, dass sich nur die richtige Gruppe von den Anzeigen angesprochen fühlt.
„Unsere Mission ist es, einen schnellen und effizienten Match von Traumarbeitgebern mit Traumarbeitnehmern zu ermöglichen. Es reicht nicht aus, beim Recruiting ein bisschen Onlinewerbung zu schalten. Es braucht extrem viel Verständnis für die Zielgruppen, um im Performance Marketing erfolgreich zu sein“, sagt Gründer und Geschäftsführer Nicolas Kreyenkamp.