Energiewende scheitert an Bürokratie – Installierte Leistung muss ans Netz
Deutschland will bei der Stromerzeugung immer grüner werden. Von rund sechs Prozent im Jahr 2000 auf rund 46 Prozent im Jahr 2020 und übertrifft damit bereits heute das Ziel der Bundesregierung von 35 Prozent im Jahr 2020.
Bis 2025 sollen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 40 bis 45 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen.
Der Klimawandel ist das beste Argument für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, aber auch für die deutsche Energie- und Wärmeversorgung spielen sie eine immer wichtigere und drängendere Rolle.
Fossile Energieträger werden preislich wie politisch immer teurer
Trotz Preisbremsen und diversen Entlastungspaketen ist klar, dass die traditionelle Stromversorgung große Risiken birgt. Auch während des Ukraine-Konflikts sind viele Länder auf Gas aus Russland angewiesen. Spanien wird seine Importe sogar erhöhen. Hierzulande sieht es nicht viel besser aus, auch wenn die Fortschritte bei den Ausbauzielen für Erneuerbare Energien Mut machen sollten.
Viele Deutsche haben sich – motiviert durch die stark gestiegenen Preise und die wachsende Unsicherheit in Bezug auf die Versorgungssicherheit – für eine eigene Photovoltaik-Anlage entschieden. Mit eigenen Modulen auf dem Dach wollten sich die Verbraucher absichern. Und auch viele Unternehmen haben sich zu diesem Schritt entschlossen. Doch leider müssen sich viele noch gedulden, wenn sie die Sonnenenergie selbst nutzen wollen – auch wenn die Anlage bereits installiert ist.
JES.Group-CEO mahnt Flaschenhälse bei Anmeldung und Inbetriebnahme an
Mit Blick auf die steigende Nachfrage für Solarenergie reagiert der Solarpionier Jonas Holtz von der JES.Group mit gemischten Gefühlen. „PV-Anlagen zu installieren, ist natürlich ein wichtiger Schritt, sie müssen aber dann irgendwann auch Strom ins Netz einspeisen.“, mahnt der Experte. Denn auch wenn die Anbieter mit dem Ansturm gut zurechtkommen, wird an anderer Stelle zum Problem. Bei den Netzbetreiber und Behörden herrscht wegen der schieren Flut von Anträgen regelrechtes Chaos. Bis zu sechs Monate und seltenen Fällen sogar länger müssen Bürger warten. Das sorgt für viel Frust.
Neben regionalen Ansprechpartnern, die ihre Kunden vor Ort beraten und jeden Schritt bis zum angeschlossenen Solarkraftwerk begleiten, setzen die Rostocker auf ein besonders flexibles Angebot, um Frust vorzubeugen. Mit dem Ziel, jedem die eigene PV-Anlage zu ermöglichen, bietet das Unternehmen die Module sogar ohne Anschaffungskosten an. Kunden, die kein Geld ausgeben wollen, können die Anlagen einfach mieten oder pachten und müssen so nicht warten, wann sich das teure Investment endlich lohnt. Jedoch mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende können solche Angebote nur eine Übergangslösung sein.
Schneller Grünstrom ans Netz bringen wie in den Niederlanden
Wenn in Zukunft lange Wartezeiten vermieden werden sollen, ist es notwendig, die Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen und einheitliche Werte, Regeln und Verfahren zu schaffen. So wurden einige EU-Richtlinien fehlerhaft umgesetzt, andere noch gar nicht. Hinzu kommen Vorschriften von Bund, Ländern und Kommunen. Statt hier ständig nachzubessern, sollte auch hier ein Neuanfang gewagt werden. Für eine solche Komplexität fehlt es in Deutschland leider an Fachleuten. Denn je komplizierter die Verfahren und Anforderungen für die Anmeldung und Inbetriebnahme sind, desto länger dauert der Einzelfall und desto mehr Gutachter und Zertifizierer werden benötigt, um das Ganze abzudecken. Jonas Holtz verwies bereits im Dezember auf die Niederlande als Vorbild.
Der Prozess der Errichtung einer PV-Anlage in den Niederlanden kann in drei Schritte unterteilt werden: Installation, Online-Registrierung und Abnahme durch einen zertifizierten Elektriker. Jeder Schritt hat entsprechende Kapazitäten und es gibt keine Wartezeiten. Im Gegensatz dazu ist die Errichtung einer PV-Anlage in Deutschland komplexer und erfordert zusätzliche Schritte wie die Registrierung beim regionalen Netzbetreiber, die Zahlung einer Mindestgebühr von 2.000 Euro und die Zahlung von 100 Euro pro Jahr für Inspektion, Zähler und Umstellung der Zählerstände. Weitere Anforderungen sind der obligatorische Eintrag in die Marktstammdaten und gegebenenfalls die Gewerbeanmeldung.