Noch bis vor wenigen Jahren war den Kunden der Handel an der Börse nur über die großen Banken zugänglich. Börsengeschäfte gingen in der Regel über den Bankberater der lokalen Hausbank, der das dortige Depot gegen meist hohe Gebühren verwaltete und das Portfolio managte. Direktbanken fingen dann damit an, ihren Kunden einen Zugang zum Börsenhandel zur Verfügung zu stellen, jedoch ging das oft auch mit Depotführungskosten und Ordergebühren einher.
Erst sogenannte Neobroker haben frischen Wind in die Branche gebracht und wirbeln den Markt immer weiter auf, sodass sich mittlerweile die Banken warm anziehen müssen.
Was sind Neobroker?
Bei Neobrokern handelt es sich um Anbieter von webbasierten Plattformen und Apps, die den Kunden den Handel mit Börsenprodukten oder anderen handelbaren Assets wie Kryptowährungen ermöglichen. Entwickelt werden diese Anwendungen von Fintech-Unternehmen („Financial Technology“), die oft als Startups mit nur wenigen Mitarbeitern anfangen. Die Gründer dieser Fintechs sind häufig Finanzexperten, die zuvor jahrelang Expertise und Wissen im Börsenhandel gesammelt haben.
Was macht Neobroker so attraktiv?
Viele Neobroker tun sich gegenüber Banken positiv hervor, indem sie ihren Kunden ein kostenloses Depot zur Verfügung stellen und nur wenig oder manchmal sogar gar keine Ordergebühren verlangen.
Leisten können sich die Neobroker ihre günstigen Angebote, indem sie nicht wie die großen Banken direkt an der Börse handeln (und somit Börsenplatzgebühren und Maklercourtagen bezahlen müssen), sondern die Transaktionen im außerbörslichen Handel abwickeln. Die elektronische Handelsplattform gettex, die von der Börse München betrieben wird, ist ein Beispiel für eine außerbörsliche Handelsplattform. Die Neobroker bekommen bei jeder Order eine Provision von den Betreibern der Plattform und finanzieren so nicht nur ihr Geschäft, sondern können auch die Ordergebühren für ihre Kunden langfristig niedrig halten.
Konkurrenz belebt das Geschäft – und macht erfinderisch
Da es mittlerweile zahlreiche Neobroker-Apps gibt, ist es für neue Fintech-Unternehmen nicht immer einfach, sich mit der eigenen Plattform von der Konkurrenz abzuheben, und sich einen Kundenstamm aufzubauen. Nur die innovativsten Unternehmen bleiben auf dem Markt bestehen. Aus diesem Grund lassen sich die Fintechs immer neue Sachen einfallen, wie sie ihre Plattform für Kunden weiterhin interessant halten können.
Manche bieten neben dem herkömmlichen Handel mit Aktien, Fonds, ETFs und Derivaten wie CFDs, auch den Handel mit Kryptowährungen an. Das Kölner Unternehmen nextmarkets, zum Beispiel, bietet zudem auch einige Sonderprodukte an wie das „Fractional Trading“. Dabei haben Kunden die Möglichkeit, nur ein Bruchstück einer Aktie zu kaufen. Das hat den Vorteil, dass Kunden auch an den Wertentwicklungen sehr hoch notierter Aktien teilhaben können.
Die Kunden profitieren bei diesem Anbieter außerdem von einem kostenlosen Coaching-Programm, wo sie von Börsenexperten regelmäßig mit Analysen versorgt werden. Somit gelingt der Einstieg für Börsenanfänger leichter und es werden weniger Fehler begangen, die im schlimmsten Fall mit hohen Geldverlusten einhergehen. Das weiß auch Manuel Heyden, Geschäftsführer von nextmarkets: „Neulinge gehen laut zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen systematisch zu viel Risiko ein. Ohne ein ordentliches Money- und Risikomanagement sollte kein Anleger an der Börse handeln. Unseren Kunden stellen wir zusätzlich zahlreiche Coaches und Trainer zur Verfügung, die ihnen viel Expertise an die Hand geben – natürlich kostenlos.“
Fazit
Neobroker sind längst keine Randerscheinung mehr in der Finanzwelt. Durch moderne Technik und bequeme Bedienung der Apps am Smartphone war es nie einfacher, an der Börse zu handeln. Mit niedrigen Depot- und Ordergebühren, sowie umfangreichen Angeboten an Finanzprodukten, haben die Fintechs es geschafft, das einstige Monopol der Banken ins Wanken zu bringen – und mit immer neuen und innovativen Ideen wird der Trend auch so weitergehen.