München – Die Datennutzung in deutschen Haushalten steigt. Die Internetgeschwindigkeit wird dadurch zunehmend zum Engpass. 5G könnte deutschlandweit schnelle Breitbandversorgung sicherstellen.
Der Datenverbrauch deutscher Haushalte steigt immer weiter. Schon heute nutzt jeder deutsche Haushalt durchschnittlich 60GB Datenvolumen pro Monat. Durch die rasant ansteigende Nutzung werden die Übertragungsgeschwindigkeiten zunehmend zum Engpass. Einer Oliver Wyman-Analyse zufolge können nur 80 Prozent der Haushalte in Deutschland auf Bandbreiten über 30Mbit/s im Festnetz zugreifen. Zukünftig wird das benötigte Datenvolumen weiter ansteigen. Glasfaser wird aber nur punktuell verfügbar sein. Die Lösung könnte 5G heißen, so die Ergebnisse der Oliver Wyman-Analyse.
Ein entspannter Sonntagabend bei einem Film aus dem Netz in Ultra-HD Qualität, während die Tochter gleichzeitig online eine Serie anschaut und der Sohn im Internet gamen möchte, ist in Deutschland vielerorts noch Zukunftsmusik. Einer Analyse der Strategieberatung Oliver Wyman zufolge können nur 80 Prozent der deutschen Haushalte im Festnetz auf Bandbreiten über 30Mbit/s zugreifen. Gerade einmal 1,6 Prozent der Haushalte sind ans Glasfasernetz angeschlossen. Für das Streamen eines Films in Ultra-HD, sprich 4k Qualität, werden 15-25Mbit/s gebraucht. Selbst nach Umsetzung der auf der Telekom-Hauptversammlung angekündigten milliardenschweren Ausbaupläne werden auch in zwei Jahren noch 15 bis 20 Prozent der deutschen Haushalte weniger als 50Mbit/s technisch über das Festnetz zur Verfügung haben. Die verstärkte Nutzung von Cloud-Diensten, Virtual und Augmented Reality, IoT-Anwendungen sowie 3D-Hologramm Anrufen und Gaming werden die erforderlichen Spitzenbandbreiten zusätzlich nach oben treiben. Die Berater von Oliver Wyman rechnen mit 80-100Mbit/s, die innerhalb der nächsten Jahre in einem internetaffinen Haushalt zeitgleich genutzt werden. Sollte sich Virtual Reality durchsetzen, kann diese Zahl noch um ein Vielfaches höher sein. „Zwar sind 80-100Mbit/s deutlich mehr, als aktuell von den meisten Nutzern in ihren Breibandpaketen enthalten ist, aber auch deutlich mehr, als vielen Nutzern technisch zur Verfügung gestellt werden kann. Um nicht in eine Versorgungslücke zu geraten, ist rasches Handeln seitens der Netzbetreiber erforderlich“, so Dieter Trimmel, Telekommunikationsexperte bei Oliver Wyman.
5G als Ausweg
In den USA setzen die großen Telekommunikationsunternehmen Verizon und AT&T, aber auch Internetunternehmen wie Google verstärkt auf 5G als Festnetzersatz. Bandbreiten von bis zu 1Gbp/s je Nutzer lassen sich so realisieren. Zusätzlich entfällt der kosten- und zeitintensivste Teil des Glasfaserrollouts, die Verlegung der Leitungen bis zum Haus und in die Wohnung der Kunden. Noch 2017 sollen die ersten, an den zukünftigen 5G-Standard angelehnten Festnetz-Substitutionsangebote in den USA starten. Sollten sich die Erwartungen an 5G für den speziellen Anwendungsfall als Festnetzersatz auch nur teilweise bestätigen, bahnt sich auch für Deutschland eine neue Entwicklung an. Nach ersten Berechnungen von Oliver Wyman scheint 5G auch hierzulande, in allen Lebensräumen, von der dichtbesiedelten Innenstadt bis zum ländlichen Raum eine nicht zu unterschätzende Alternative zu leitungsgebunden Breitbandtechnologien zu sein. „Insbesondere hinsichtlich der möglichen Rollout-Geschwindigkeit ist 5G klar im Vorteil“, sagt Martin Reitenspieß, Partner und Telekommunikationsexperte bei Oliver Wyman. Wichtig sei daher, dass seitens der Regulierung derartige Investitionen entsprechend gefördert und nicht durch regulatorische Unsicherheiten oder bürokratische Hürden schon im Keim erstickt würden. „Für die Endkunden kann dies jedenfalls nur zum Vorteil sein. Eventuell gibt es anstatt einer drohenden Versorgungslücke schon bald ultraschnelles Breitband in ganz Deutschland“, so Reitenspieß weiter.
Quelle: ots