Kostin hält Kritik am Chodorkowski-Urteil für "Vorurteile" / VTB Bank will im Privatkundengeschäft durch Zukäufe wachsen
Hamburg (ots) – 15. Februar 2011 – Der Chef von Russlands größter Investmentbank VTB Andrej Kostin kann sich einen Komplett-Merger zwischen Rosneft und BP gut vorstellen. In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 3/2011, EVT 17. Februar) machte Kostin, der einen Sitz im Rosneft-Board hat, seine grundsätzliche Position dazu deutlich: „Darüber haben wir bislang nicht gesprochen, aber ich sehe keinen Grund, warum das nicht passieren könnte. Ich persönlich würde das begrüßen.“ Gegenüber ‚Capital‘ verwies der VTB-Chef darauf, dass „BP seinen Anteil am Öl-Konzern Rosneft gerade von 0,8 auf fast elf Prozent aufgestockt hat“. Rosneft, die im Gegenzug fünf Prozent an BP bekamen, sei ein gutes Beispiel dafür, dass „Russland – selbst beim Öl – gar nicht so protektionistisch ist“.
Die Kritik am jüngsten Urteil gegen den Ex-Yukos-Chef Chodorkowski will Putins oberster Investmentbanker so nicht gelten lassen. Im ‚Capital‘-Interview sagte Kostin: „Das Urteil hat ein ordentliches russisches Gericht gesprochen. In den USA werden für Kapitalverbrecher wie Herrn Madoff sogar Gefängnisstrafen von 150 Jahren verhängt. Wie können die Leute behaupten, amerikanische Prozesse seien fair und russische unfair? Das sind Vorurteile. Aus meiner Sicht ist der Fall Chodorkowski vor allem ein Thema für Journalisten.“
Nach der erfolgreich verlaufenden Platzierung des Zehn-Prozent-Anteils des russischen Staates an der VTB, will Andrej Kostin den Ausbau des Privatkundengeschäfts vorantreiben und den Marktanteil der VTB Bank von heute zehn Prozent bis 2013 auf 14 Prozent ausbauen. Gegenüber ‚Capital‘ bestätigte er noch einmal sein Interesse an der Bank of Moscow: „Wir haben rund 70 Filialen in der Hauptstadt, die Bank of Moscow unterhält doppelt so viele. Das würde also passen.“ Außerdem sei die VTB bereit, „einen sehr guten Preis zu zahlen, der sogar leicht über dem Marktwert liegen könnte“. Allerdings werde man sich nicht auf einen Bieterkampf einlassen, was nur zur Preistreiberei führe. „Der Wettbewerb in Russland ist hart. Denn der Markt ist offen, auch für ausländische Banken und alle kämpfen um russische Privatkunden“, so Kostin. Das läge auch daran, dass „die Margen im Privatkundengeschäft sehr auskömmlich sind. Wir verdienen dort mehr als mit den Geschäftskunden“.
Vor der Leistung von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann hat Kostin großen Respekt: „In Deutschland hat es nur ein Institut geschafft, im Investmentbanking wirklich international erfolgreich zu sein. Dafür bewundere ich Herrn Ackermann. Insofern taugt er durchaus als Vorbild.“
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