Eschborn (ots) – Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften und flexiblen Arbeitsmodellen steigt weltweit unaufhaltsam. Zu diesem Ergebnis kommt der „Contingent Workforce Index“ (CWI) der ManpowerGroup, der aktuell zum vierten Mal veröffentlicht wurde. Die Meta-Analyse vergleicht die Flexibilität der Arbeitsmärkte in 75 Ländern weltweit. Spitzenreiter ist zum zweiten Mal in Folge Neuseeland mit einem Index von 2,73.
Ernüchternd ist die Platzierung aus deutscher Sicht: Nach wie vor haben es Unternehmen hierzulande nicht leicht, wenn sie flexible Beschäftigungsmodelle oder externe Ressourcen nutzen wollen.
Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen
Im aktuellen CWI liegt Deutschland mit einem Indexwert von 2,17 weltweit auf Rang 48. Andere große Wirtschaftsnationen schneiden hier deutlich besser ab, etwa die USA (Platz 6) oder China (Platz 13). Auch im Ranking der europäischen Staaten erreicht Deutschland lediglich Platz 24 und liegt damit nur knapp vor den Schlusslichtern Schweden, Italien und Frankreich.
Unternehmen auf der ganzen Welt stehen komplexen Herausforderungen und einem tiefgehenden strukturellen Wandel der Gesellschaft gegenüber. Das zeigen die Indexdaten eindrucksvoll: Während Weltmarktführer wie die USA aus den Top 5 verschwunden sind, ist Indien innerhalb eines Jahres von Rang 24 auf Rang 5 aufgerückt. Auch die asiatischen Tigerstaaten Singapur und die Philippinen sind nun in den Top 5 vertreten.
Der demografische Wandel macht sich jetzt deutlich bemerkbar. „Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, die richtigen Fachkräfte zur richtigen Zeit zu finden“, weiß Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Um passende Nachwuchskräfte und erfahrene Spezialisten zu gewinnen, sind Unternehmen immer häufiger auf flexible Arbeitsmodelle angewiesen – aber dies wird ihnen in Deutschland immer noch schwer gemacht.
Großbritannien führt Europaranking an
Großbritannien (weltweit auf Platz 9, in Europa Platz 3) steht mit einem top ausgebildeten Pool an verfügbaren englischsprechenden Arbeitskräften weit vorn im Ranking des Contingent Workforce Index. „Es bleibt abzuwarten, ob die Briten hier zukünftig im internationalen Wettbewerb bestehen und junge Talente halten können“, sagt Brune. An Großbritanniens Führungsrolle als flexibler Arbeitsmarkt hingegen werde der im Juni per Referendum beschlossene EU-Austritt auf lange Sicht nicht viel ändern. „Kurzfristig wird es jedoch sicher zu Veränderungen der Nachfrage, bei Gehältern oder gesetzlichen Rahmenbedingungen kommen.“
Während Irland, Norwegen und die Niederlande ebenfalls gut bei der Verfügbarkeit von Arbeitskräften abschneiden, weisen Staaten wie Dänemark, Österreich oder die Schweiz vergleichsweise moderate Arbeitsmarktregulierungen auf – hier haben es Unternehmen leichter, Arbeitsverträge an aktuelle Marktbedürfnisse anzupassen.
Deutschland erreicht durchgehend nur niedrige Werte. Vor allem in den Bereichen der Kosteneffizienz und der staatlichen Regulierung droht der deutsche Markt den Anschluss zu verlieren. „Die Produktivität ist hoch, aber die starren gesetzlichen Bestimmungen und die vergleichsweise hohen Lohnkosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zunehmend bremsen“, warnt Brune.
Alternative Flexibilisierungsformen wie Outsourcing und Zeitarbeit spielen für den deutschen Arbeitsmarkt bisher nur eine kleine Rolle. Dass sie zunehmend notwendig sind, um Unternehmen international wettbewerbsfähig zu machen und zu halten, untermauern die Ergebnisse des aktuellen CWI.
Immerhin hat Deutschland sein Abschneiden im Verlauf der letzten Jahre leicht verbessert: 2014 lag es international noch auf Rang 65. Seitdem hat vor allem die Zahl verfügbarer Arbeitskräfte deutlich zugenommen. Im europäischen Vergleich steht der deutsche Arbeitsmarkt heute auf Platz 24 und ist damit um 12 Plätze gestiegen (siehe Grafik).