‚Börse Online‘-Interview mit Pimco-Portfoliomanager Thomas Kressin
Frankfurt (ots) – Vertrauensverlust in den Euro könnte neben einheimischen Anlegern auch große internationale Investoren beeinflussen / Spanien unter dem Rettungsschirm wäre „der nächste logische Schritt“ / Entscheidung gefordert: „Entweder es kommt zum Split oder wir gehen in Richtung Vereinigte Staaten von Europa“ / Einzelne Austritte aus dem Euro möglich
Der Pimco-Portfoliomanager Thomas Kressin befürchtet einen weiteren Wertverlust des Euro. „Wenn die Anleger das Vertrauen in den Euro verlieren, könnten sich die Kapitalabflüsse, die wir momentan beobachten, beschleunigen“, sagte Kressin im Interview mit dem Anlegermagazin ‚Börse Online‘ (Ausgabe 32/2012). Es sei keineswegs gesagt, dass das Geld aus den Krisen-Staaten auch weiterhin überwiegend nach Deutschland strömt und nicht nach Großbritannien, Amerika oder in die Schweiz. „Wenn die Unsicherheit weiter zunimmt, ist vorstellbar, dass große internationale Investoren einen Teil ihres in Euroland liegenden Kapitals abziehen“, warnte der Währungsexperte. „Dann käme zum Kapitalabfluss durch einheimische Anleger noch der von ausländischen, was die Abwärtsbewegung des Euro beschleunigen könnte.“
„Wir befinden uns momentan in einem sich selbst verstärkenden Prozess“, vermutet Kressin. Der nächste logische Schritt ist seines Erachtens, dass Spanien unter den Rettungsschirm schlüpft, womit die nächste Eskalationsstufe gezündet wäre. „Das alles führt dazu, dass die Investoren sich fragen, ob das Ganze nicht ein Fass ohne Boden ist, vor allem, wenn vielleicht auch Italien gerettet werden muss.“ Es müsse endlich eine Entscheidung getroffen werden, forderte er. „Entweder es kommt zum Split oder wir gehen in Richtung Vereinigte Staaten von Europa.“
Aufgrund der politischen Spannungen sei es mittlerweile nicht mehr vollständig auszuschließen, dass es zu einem Auseinanderbrechen mit 17 Einzelwährungen komme. „Wir erachten es jedoch nach wie vor als wahrscheinlicher, dass die europäischen Staaten ihren über Jahrzehnte gewachsenen Integrationsprozess hin zu einer Fiskalunion fortsetzen werden“, meinte Kressin gegenüber ‚Börse Online‘. Aufgrund des teilweise substanziellen ökonomischen Anpassungsdrucks in einigen Ländern könne dieser Prozess jedoch durchaus mit einzelnen Austritten verbunden sein.
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