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Digitalisierung kann Arbeitskräftemangel im Jahr 2030 spürbar reduzieren

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Frankfurt – Die Digitalisierung ist kein „Jobkiller“ – durch sie verringert sich der erwartete Engpass von 4,2 Millionen Arbeitskräften in Deutschland bis 2030 um die Hälfte. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und des WifOR-Instituts in Darmstadt. Mit der Studie, deren Detaillierungsgrad deutlich über bisherige Arbeiten zu diesem Thema hinausgeht, will PwC dazu beitragen, die häufig sehr emotional geführte Debatte zu den Auswirkungen der vierten industriellen Revolution auf den Arbeitsmarkt zu versachlichen.

Norbert Winkeljohann, Vorstandssprecher von PwC Deutschland, sagt: „Die gesellschaftliche Diskussion über die Digitalisierung der Arbeitswelt ist weitgehend von Ängsten geprägt. Zahlreiche Unternehmen in Deutschland reagieren hingegen eher zurückhaltend bis ablehnend, wenn sie auf ihre Strategien in einer digitalisierten Welt angesprochen werden – auch wenn bereits viele Firmen an einer veränderten Ausrichtung und der Neugestaltung ihrer Geschäftsmodelle arbeiten.“

Einer der Gründe für diese diffuse bis negative Haltung ist aus Sicht von PwC die Tatsache, dass es bisher noch wenig konkrete Prognosen zu den Auswirkungen der Digitalisierung gibt, besonders im Hinblick auf die große Gruppe der Arbeitnehmer. Bestehende Modelle betrachten die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt häufig als isoliertes Phänomen oder reduzieren das Kernergebnis auf die Zahl, wie viele Arbeitsplätze voraussichtlich verloren gehen werden.

Quellenangabe: "obs/PwC PriceWaterhouseCoopers"
Quellenangabe: „obs/PwC PriceWaterhouseCoopers“

Neuer Forschungs-Ansatz ermöglicht konkrete Prognosen

Die nunmehr vorgelegte Studie von PwC und WifOR setzt an dieser Problematik an. Die Ergebnisse basieren auf einem neu entwickelten Modell, anhand dessen die Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitskräftenachfrage aufgezeigt werden kann. So ergibt sich quantifizierbarer Digitalisierungseffekt für die wichtigsten Berufsgruppen, der positiv oder negativ ausfallen kann. „Im Gegensatz zu vielen bisherigen Studien, die nur das Automatisierungs- und Rationalisierungspotential der Digitalisierung analysieren, ermöglicht unser Modell auch quantitative Aussagen darüber, in welchen Branchen und Berufen zusätzliche Arbeitsplätze entstehen werden“, erläutert WifOR Geschäftsführer Dr. Dennis A. Ostwald.

So zeigt die Studie, dass bis zum Jahr 2030 rund 300.000 zusätzliche Arbeitskräfte in der Gesundheits- und Pharmabranche benötigt werden. Um 190.000 Erwerbstätige steigt der Bedarf des öffentlichen Sektors. Besonders auf Akademikerberufe wirkt sich die Digitalisierung aus: 2 Millionen Hochschulabsolventen werden bis 2030 zusätzlich fehlen, mit einem Schwerpunkt auf den MINT-Fächern. Rückläufig sind die Prognosen dagegen im Handel: Um 940.000 wird die Nachfrage nach Verkaufskräften als Folge der Digitalisierung bis 2030 sinken.

Der höchste Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Digitalisierung wird mit 11 Prozent für die Branche „Technologie, Medien und Telekommunikation“ erwartet. Um 6 Prozent wird die Digitalisierung die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Branche „Gesundheit/Pharma“ bis zum Jahr 2030 steigern, um 2 Prozent im Öffentlichen Sektor. In der Energiebranche wird die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Digitalisierung um 1 Prozent sinken, in der Automobilbranche um 6 Prozent. Auf den Plätzen folgen die Branchen „Industrielle Produktion“ mit einem Rückgang von 9 Prozent, das Banken- und Versicherungswesen mit 10 Prozent und der Handel mit einem Rückgang von 17 Prozent. Für die Branche „Transport und Logistik“ prognostiziert die Studie einen Rückgang der Arbeitskräftenachfrage um 19 Prozent.

Konkrete Aufgaben für Politik und Wirtschaft

Norbert Winkeljohann: „Die Aufgaben für Politik und Wirtschaft liegen angesichts der absehbaren Auswirkungen der Digitalisierung auf der Hand: Zunächst sollten für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der negativ betroffenen Berufsgruppen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Gleichzeitig wird die Digitalisierung auch dazu führen, dass ehedem ins kostengünstigere Ausland ausgelagerte Unternehmensteile an den deutschen Stammsitz zurückkehren, da eine Auslagerung keine oder zu geringe Kostenvorteile mehr bieten wird.“

Der Staat, so die Studie, werde die anstehenden Bildungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen müssen, wobei Wirtschaftsunternehmen eine wichtige Rolle zufiele. Im Gegenzug sollten Unternehmen entlastet werden, um die notwendigen Aufgaben in der Aus und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanzieren zu können.

Um die Digitalisierung als Chance nutzen zu können, müssten Politik und Wirtschaft gemeinsam die richtigen Weichen stellen. Dazu Olaf Acker, Partner und Experte für Digitalisierung bei Strategy&, der Strategieberatungs-Sparte von PwC: „Deutschland benötigt ein Konzept für eine ‚digitale Volkshochschule‘. Hinter dieser Idee steht zum einen die Modernisierung der Lehrpläne in Richtung Kreativität und Problemlösungskompetenzen, zum anderen die verstärkte Nutzung virtueller Plattformen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in allen Altersgruppen. Nur wenn es uns gelingt, die Menschen auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, wird Deutschland seine Bedeutung in einer zunehmend digitalisierten Weltwirtschaft behaupten können.“

Nicht zu unterschätzen sei schließlich auch die Signalwirkung, die durch eine zügige und konsequente Digitalisierung von Bund und Ländern entstehen könnte. Olaf Acker: „Die Digitalisierung der Kommunikation zwischen öffentlichen Einrichtungen und Bürgern einerseits sowie die Digitalisierung der Verwaltung andererseits hat bereits in zahlreichen Ländern eine nachweislich positive Wirkung hinsichtlich Akzeptanz und Verbreitung neuer Technologien in der Wirtschaft und der Gesellschaft entfaltet. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn Städte mit digitalisierten Verwaltungen und Eigenbetrieben die Keimzelle für eine ‚Smart City‘ bilden.“

Quelle: ots

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