Allianz-Finanzvorstand warnt vor Schuldenschnitt für Griechenland
Hamburg (ots) – ‚Capital‘-Interview mit Paul Achtleitner / „Nicht alle Finanzinstitute sind auf den Haircut vorbereitet“ / Stabilitätspakt müsste Teil des Geldes für Absicherung des Ausfallrisikos nutzen: „Bei so einem Szenario wären wir bereit, wieder in griechische Anleihen zu investieren“ / Staatsverschuldung in den USA leichter lösbar als in Europa / Bei Anlagestrategie der Allianz steht künftig Kapitalerhalt im Vordergrund
Der Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner warnt vor einem Schuldenschnitt für Griechenland. „Ich halte das für eine grundfalsche Lösung“, kritisierte Achleitner im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 7/2011, EVT 22. Juni). „Nicht alle Finanzinstitute sind auf einen Haircut vorbereitet. Ich fürchte eine Kettenreaktion, die Europa weiter in die Krise treibt.“ Viele glaubten, ein Haircut treffe vor allem Banken – mehr als 50 Prozent der griechischen Anleihen lägen im europäischen Bankensystem, einschließlich der der Zentralbanken, nur zehn Prozent bei Versicherern. „Aber die wiederum sind stark in Banken investiert. Am Ende gerät das ganze System ins Wanken, und der Staat, sprich Steuerzahler, muss wieder herhalten.“ Der Allianz-Finanzvorstand sagte, der Stabilitätspakt müsste einen Teil des Geldes nicht für Kredite, sondern für eine Absicherung des Ausfallrisikos nutzen. „Bei so einem Szenario wären wir bereit, wieder in griechische Anleihen zu investieren.“
Achleitner beklagt, dass im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa bislang zu wenig getan wurde. „Wir haben nach der Finanzkrise nur die Schulden von den Kreditnehmern zu den Banken, von den Banken auf die Regierungen und von den Regierungen auf die Notenbanken verschoben. Jetzt müssen wir die Schulden abbauen – das bedeutet, es wird weniger Kapital zur Verfügung stehen, die Zinsen werden steigen.“ Optimistischer blickt er auf die Staatsverschuldung in den USA. Gegenüber Europa hätten die Vereinigten Staaten einen großen Vorteil: „Sie können ihre Probleme mithilfe von Steuererhöhungen lösen. Da gibt es viel Luft. Diese Option haben wir nicht.“
Mit ‚Capital‘ sprach Achleitner auch über die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie der Schuldenkrise auf die Anlagestrategie der Allianz. „Wir stellen uns für die Zukunft auf stärkere kurzfristige Schwankungen an den Märkten ein. Und da steht Kapitalerhalt im Vordergrund.“ Das sei die Lehre nach zwei Krisen in jüngster Zeit, in denen viele Menschen viel Geld verloren hätten.
Trotz ihrer langfristig guten Kurs-Chancen will Achleitner den Aktienanteil von derzeit sieben Prozent des Kapitals nicht wesentlich erhöhen. „Die Quote wird längerfristig im einstelligen Bereich bleiben“, sagte Achleitner. Grund dafür seien neue Vorschriften des Gesetzgebers. Sie verlangen, künftig für Aktieninvestments mehr Eigenkapital vorzuhalten.
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/8185/2066078/allianz-finanzvorstand-warnt-vor-schuldenschnitt-fuer-griechenland/api