Hannover – Wettbewerbsdruck macht die Konsumenten anspruchsvoll: Zum einen verlangen sie Produkte, die individuell auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Aus Massenfertigung wird „Maßanfertigung“. Zum anderen erwarten sie dennoch günstige Preise und schnelle Verfügbarkeit. Wünschen die Produzenten von ihren Lieferanten nicht das Gleiche? Gerade in industriell fortgeschrittenen Hochlohnländern eröffnen intelligent verknüpfte ausgereifte Produktions- und Logistikprozesse für die Möbelindustrie spannende neue Erfolgspotenziale.
Scheinbar ein Widerspruch: Die lange Linie der Evolution vollzieht sich kurzfristig gesehen meist in Sprüngen. Häufig entsteht etwas revolutionierendes Neues aus dem Verschmelzen von ausgereiften, bisher getrennten Technologien. Paradigmen ändern sich. Chancen und Risiken werden neu verteilt. So geschieht es bei der konsequenten Zusammenführung von Automatisierungs- und Informationstechnologien über die anlagenbezogene Mechatronik hinaus.
Noch ist die Automobilindustrie Vorreiter dieser Entwicklung: Sie zielt auf eine totale, horizontale wie vertikale, wissensbasierte Verknüpfung von Produktionssystemen und Wertschöpfungsnetzwerken – idealerweise integriert in durchgängiges Engineering über den ganzen Produktentstehungs- und -lebenszyklus hinweg. Das Ziel ist der Weg: Wissensmäßig verflochten mit unternehmensübergreifenden globalen Wertschöpfungsnetzwerken, erzeugt eine neue Qualität von Intra-Prozessen zukunftsorientierte Geschäftsmodelle, die Wettbewerbsvorsprünge realisieren.
Was für Automotive gilt, gewinnt zunehmend auch in der Möbelindustrie an Bedeutung: fragmentierte Märkte, Forderungen nach immer kürzeren Lieferfristen, Individualisierung von Produkten und Leistungen. Das bedeutet in der Konsequenz den Zwang zu wachsender Variantenvielfalt, kleineren Losgrößen und schnelleren Durchlaufzeiten. Die kommerziellen Rahmenbedingungen verschärfen den technologischen Innovationsdruck: Optimierung der Kapitalbindung, Reduzieren von Lägern bei allen Partnern des Wertschöpfungsnetzwerks und schnelle Adaption von quantitativen wie qualitativen Nachfrageschwankungen. Speziell Hersteller aus Hochlohnländern, die im globalen Wettbewerb stehen, können in Zukunft die Methoden der „vernetzten Fertigung“ zu ihrem Vorteil nutzen. Mehr Prozess-Sicherheit, höhere Flexibilität, bessere Energie- und Ressourcen-Effizienz durch die Selbstoptimierung, -konfiguration und -diagnose von Anlagen und Werkzeugen sind hier nur einige Punkte.
Lösungen für komplexe Prozesse – anschaulich präsentiert
Selbstlernende technische Systeme, intelligente Sensoren und Aktoren, Smart Factory, das Internet der Dinge oder cyber-physische Systeme heißen die neuen Schlagworte für die Produktion der Zukunft. Doch wie lassen sich ganz konkret Durchlauf- und Lieferzeiten reduzieren? Wie lässt sich die Produktion so organisieren, dass Maßanfertigungen die Kosten nicht mehr in die Höhe treiben? Jeder Fehler in der Fertigung ist teuer und verzögert die Auslieferung. Was wäre, wenn „intelligente“ Werkzeuge in der Möbelfertigung zum Beispiel verschleißbedingte Abweichungen vom Soll-Maß selbsttätig korrigieren könnten? Alles Zukunftsmusik? Nicht unbedingt – Transparenz ist dringend gefragt. Und für Markttransparenz sind Messen verantwortlich.
Auf der LIGNA ist das Thema „Automatisierung“ seit Jahren ein integraler Bestandteil des ganzheitlichen Informationsangebots. Hier sind die anwendenden Maschinenhersteller ebenso präsent wie die Anbieter von Lösungskomponenten. Christian Pfeiffer, Abteilungsleiter der LIGNA: „Die internationale Möbelindustrie wird in Zukunft an ‚vernetzter Fertigung‘ nicht vorbeikommen. Mit bahnbrechenden Entwicklungen zeigen uns Maschinenbauer ebenso wie Automatisierungsspezialisten schon heute auf eindrucksvolle Weise, wohin die Reise geht. Die LIGNA als Weltleitmesse bietet die richtige Plattform, um dieses sehr komplexe Thema durch anschauliche Informationen begreifbar zu machen und das nötige Wissen breit in die Branche zu transportieren. Die LIGNA wird Impulse der Hersteller aufnehmen, den Weg des Fortschritts der Entwicklungen über die nächsten Jahre hinweg aufzeigen und dabei die vielfältigen Chancen, aber auch mögliche Grenzen der Anwendbarkeit für den Sektor klar herausarbeiten – unter Einbeziehung aller beteiligten Partner.“
Ab 2015 wird diese Bühne der wegweisenden Zukunftsentwicklungen für alle Messeteilnehmer noch attraktiver: Unter dem Begriff „vernetzte Fertigung“ rücken die intelligenten vernetzten Fertigungssysteme ins Rampenlicht, mit innovativen Konzepten und Lösungsideen für die umfassenden Wertschöpfungsnetzwerke der Holz be- und verarbeitenden Industrie mit besonderem Augenmerk auf die Möbelindustrie.
Ein Segment des Bereichs „vernetzte Fertigung“ ist die Fragestellung, wie das Wissen mit dem Material und den Produkten innerhalb der Wertschöpfungskette sicher verknüpft wird. Eine Antwort bietet die RFID-Technologie (RFID = Radio Frequency Identification). Vom 11. bis 15. Mai 2015 präsentiert dazu der LIGNA-Partner abaco Informationssysteme GmbH (Löhne) die „RFID-Factory“ in Halle 17. Auf der etwa 500 Quadratmeter großen Aktionsfläche erwartet die Fachbesucher eine spannende Reise durch alle Phasen einer vollständig integrierten Supply Chain. Das Szenario umfasst neun Segmente mit verschiedenen Partnern: Vom virtuellen „frisch gefällten“ Baum geht es in die Holzbe- und -verarbeitung, in die Stufen der Möbelzulieferung und Möbelfertigung inklusive sämtlicher Logistikdienstleistungen, danach in den Handel und schließlich bis zum aufgebauten Möbelstück beim Kunden.
Im Umfeld der RFID-Aktionsfläche wird es das Angebot einer Gemeinschaftspräsentation mit innovativen Lösungen zur „vernetzten Fertigung“ geben, die speziell auf die Bedürfnisse der Möbelindustrie ausgerichtet sind. Für Fachbesucher besteht während der fünf Messetage Gelegenheit, an geführten Touren zum Thema „vernetzte Fertigung“ teilzunehmen. Bereits im Vorfeld der LIGNA 2015 wird Ende November ein „Expertengipfel“ für Anregungen und reichlich Diskussionsstoff sorgen.
Quelle: ots