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Weibliche Kunden haben spezielle Bedürfnisse bei Finanzprodukten

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Düsseldorf – Im Umgang mit Banken und bei der Nutzung von Finanzprodukten zeigen sich zwischen Frauen und Männern deutliche Unterschiede. So investieren Frauen weniger in Investmentprodukte, sind weniger risikofreudig und richten ihre Anlageentscheidung häufiger an ethischen Kriterien aus. Oftmals werden die Finanzentscheidungen auch den Männern überlassen. All das führt dazu, dass Frauen in Europa bei wichtigen Finanzprodukten noch erheblich unterversorgt sind – mit womöglich negativen Folgen für die Altersvorsorge. Das ergab eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney gemeinsam mit dem Research-Haus YouGov, in der europaweit insgesamt 6.000 Menschen nach ihren Finanzgewohnheiten befragt wurden. Im Kampf um Marktanteile sollten Banken und Versicherungen ihr Angebot stärker auf die Bedürfnisse von Frauen ausrichten.

Quellenangabe: "obs/A.T. Kearney"
Quellenangabe: „obs/A.T. Kearney“

Frauen investieren weniger in Aktien, Anleihen und Fonds So ergeben sich im Hinblick auf die einzelnen Produktkategorien erstaunliche Unterschiede: Der Umfrage zufolge investieren Frauen zum Beispiel deutlich weniger in Investmentprodukte, also Aktien, Anleihen oder Fonds, als Männer. Während in Europa jeder vierte Mann in solche Wertpapiere investiert, legt nur jede sechste Frau ihr Geld auf diese Art und Weise an. Dies liegt vor allem daran, dass Männer sich in Finanzdingen häufig für gebildeter halten und der Rendite wegen eher bereit sind, Risiken einzugehen. Frauen hingegen richten ihre Anlageentscheidung häufiger an ethischen oder nachhaltigen Kriterien aus und sind tendenziell vorsichtiger.

Daniela Chikova, Bankenexpertin bei A.T. Kearney und Mitautorin der Studie sagt: „In vielen anderen Branchen haben die Unternehmen das Potenzial des „weiblichen Marktes“ bereits erkannt und in Produkte und Marketing investiert, mit denen sie die Frauen besser erreichen. Die Finanzdienstleister hinken in Bezug auf diese attraktive Kundengruppe aber immer noch stark hinterher“.

Auch bei der betriebliche Altersvorsorge geht die Schere auf: Während 35 Prozent der Männer eine Betriebsrente haben, sind es europaweit nur 30 Prozent der Frauen. „Frauen halten nicht nur weniger Investmentprodukte, sondern verfügen auch seltener über eine Betriebsrente. Sie sind damit deutlich schlechter auf die Pension vorbereitet als Männer“, warnt A.T. Kearney-Expertin Chikova.

Unterschiede über alle Produktgruppen hinweg

Auch bei anderen wichtigen Finanzprodukten gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Während laut Studie 69 Prozent der Männer in Europa Kreditkarten nutzen, sind es nur 67 Prozent der Frauen. Nirgends fällt der Unterschied so groß aus wie in Italien, wo öfter als anderswo der Mann darüber entscheidet, wie die Familie mit ihrem Geld umgeht. Auch in Deutschland nutzen deutlich mehr Männer Kreditkarten. Der Unterschied beträgt dort elf Prozentpunkte, in Italien sind es 13 Prozentpunkte. Generell halten Frauen in Italien und Spanien weniger Finanzprodukte als etwa Frauen in Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

Ältere Kundinnen zurückhaltend

Im Alter stehen viele Kundinnen häufig vor folgender Situation: Sie haben Geld geerbt und müssen sich nach dem Tod des Partners plötzlich allein um die Finanzen kümmern. Darauf sind sie aber nicht vorbereitet – denn je älter die Kundin ist, desto weniger Finanzprodukte hält sie in der Regel verglichen mit einem gleichaltrigen Mann. Ganz anders ist die Situation von Frauen unter 25 Jahren, die sich als Bank- und Versicherungskunden ähnlich verhalten wie gleichaltrige Männer. Der Unterschied wird jedoch schnell größer, sobald geheiratet wird. Frauen delegieren dann Finanz-entscheidungen häufig an den Ehemann.

Wird doch noch geschätzt: Die Filialberatung

Große Übereinstimmung zwischen Frauen und Männern gibt es dagegen in einem anderen zentralen Punkt: Auch in Zeiten von Online-Banking legen beide Geschlechter nach wie vor großen Wert auf die Beratung in der Filiale. Fast zwei Drittel aller befragten Männer und Frauen bevorzugen die Filiale als Ort, an dem sie ein neues Bankprodukt kaufen wollen. Mehr als 50 Prozent erwerben zudem eine Versicherung lieber in direkter Beratung. „Das Internet wird bevorzugt für einfache Transaktionen genutzt, aber für kompliziertere Entscheidungen gehen viele lieber zu einem Berater“, resümiert Daniela Chikova.

Besser auf die Kundengruppen eingehen

Finanzdienstleister können aus den Ergebnissen der A.T. Kearney-Studie gleich mehrere Schlussfolgerungen ziehen. „Auch wenn Banken nicht gleich spezielle Frauen-Filialen einrichten müssen, sollten sie dennoch stärker auf diese Kundengruppe eingehen“, sagt Chikova. So könnten die Institute gegenüber Frauen stärker mit nachhaltigen Investments werben, die bei dieser Kundengruppe besonders beliebt sind. Ältere Kundinnen sollten zudem mit einem besonderen Beratungsansatz betreut werden – zum Beispiel von gleichaltrigen Beraterinnen, die die besonderen Anforderungen in der Vermögensverwaltung der über 60-Jährigen besser verstehen. Bei berufstätigen, gut ausgebildeten Frauen hingegen sollten die Geldhäuser mit Status-Produkten punkten, etwa Kreditkarten, die die Kundentreue belohnen. Und nicht zuletzt sollten sich Banken auf die immer stärker wachsende Gruppe von Firmengründerinnen fokussieren. „Da die Erwerbsbiografien von Frauen häufig weniger geradlinig verlaufen als die von Männern, sollten sich Kreditinstitute Kundinnen gegenüber flexibel zeigen. Das gilt beispielsweise beim Zugang zu Krediten oder der Gründerberatung“, so Chikova abschließend. Für die Studie haben die Experten von A. T. Kearney zusammen mit dem Research-Haus YouGov europaweit 6000 Menschen nach ihren Gewohnheiten im Umgang mit Banken und Finanzprodukten befragt.

Quelle: ots

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